Papier ist geduldig,
Herzen sind es nicht.
Frankfurt, 1945: Ella Reichenbach hat zwar die Bombennächte überlebt, aber von der Verlagsbuchhandlung ihrer Eltern ist kaum etwas geblieben. Die Regale sind verheizt, die Schaufenster ohne Glas, die Bücher fort. Doch dann entdeckt sie den geheimen Papiervorrat ihrer verstorbenen Mutter, und plötzlich wendet sich das Blatt. Ella kann fortan Hunger und Not ein Ende setzen, indem sie selbst Bücher veröffentlicht. Doch die junge Verlegerin will nicht nur neue Bücher unter die Menschen bringen – sie will die Gedanken in den Köpfen der Menschen befreien ...
(Klappentext Verlag)
Julia Kröhn
Die Gedanken sind frei - Eine unerhörte Liebe
Die Buchhändlerinnen von Frankfurt (1)
Blanvalet Taschenbuch Verlag; Originalausgabe Edition (21. September 2022)
Broschiert: 448 Seiten || ISBN-13 : 978-3734110986
€ 16,00 / Gelesen 10/2022
M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]
Der Roman beginnt in 1945 auf dem Höchster Friedhof. Dort findet gerade die Beerdigung von Klara Reichenbach statt. Ella hatte ihre zweijährige Schwester auf dem Arm und lauschte, den ihrer Meinung nach verlogenen Worten des Vaters. Wie konnte er nur solche Worte nutzen? Solange Ella sich erinnern kann, waren Bücher das Lebenselexier der Mutter, der Herrin über das "Bücherreich". Doch der Krieg hatte alles zerstört. Bei den Großeltern waren die beiden Schwestern das vergangene Jahr untergekommen. Ella mußte stark sein, vor allem für Luise. Auch wenn der Hass gegen den Vater groß war. Ihre Gedanken drehten sich, leider, noch immer um das Vergangene. Fast zwei Jahrzehnte trennten die beiden Schwestern. Auf dem Friedhof hat Ella noch eine merkwürdige Begegnung. Ein junger Mann, Ari, ein weiterer Protagonist in der Handlung.
Ella, die gern bei den Großeltern weiter gewohnt hätte, kehrt nach Haus zurück. Der Krieg hatte so vieles zerstört. Die Stadt lag in Trümmern und auch die Buchhandlung war eine Katastrophe. Doch Ella lässt sich nicht unterkriegen. Sie will das wieder zum Leben erwecken. Dabei hilft ihr ein geheimer Papiervorrat, den die Mutter bei den Großeltern untergebracht hatte. So baut sie nach und nach das Geschäft wieder auf.
Die andere Geschichte ist die von Ari, die in die Handlung um Ella mit eingebunden ist. Das Geschehen um die Juden lässt Ella nicht unberührt. Doch Bücher in diese Richtung entsprechen nicht dem Zeitgeist. Zu sehr ist in den Köpfen noch das braune Gut vorhanden.
So ist es gut zu lesen, wie sich Ari mit Ellas Leben vermischt. Doch alles hat nicht immer ein gutes Ende. Das Geschehen der damaligen Zeit hat die Autorin schon sehr beeindruckend geschrieben. Ebenso wie auch die zerstörten Städte wie hier Frankfurt. Es ist so bildlich geschrieben, dass man meint mitten drin vor Ort zus ein.
Es sind viele Charaktere, die für die Handlung verantwortlich sind. Der Weg um die jüdische Bevölkerung nach dem Kriegsende ist doch zeitweise erschütternd zu lesen.
Den Roman habe zeitweise mit Unterbrechung lesen müssen. Es gab halt Stellen, die mir dann nahe gingen.
Die Idee für den Roman als auch die Umsetzung ist m. E. der Autorin sprachlich gut gelungen. Leider aber fand ich nicht den hundertprozentigen Zugang zu den Protagonisten - bis auf eine Ausnahme. Aber vielleicht ist es auch so gewollt. Denn mit dieser Dilogie widmet sich die Autorin ihrem Herzensthema: den Büchern.
Und beginnt in einer Zeit nach dem Krieg, bis es dann 1949 auch wieder eine Frankfurter Buchmesse gab - ein Neubeginn.
Es lohnt sich auf jeden Fall am Ende des Romans die "Historische Anmerkung" zu lesen.
Und eine Leseprobe zum zweiten Teil gibt es auch noch. Man muss den Kopf frei haben und sich auf das Buch einlassen können. Dann lohnt es sich auf jeden Fall.
Zitat:
"Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten,
aus den Stuben, über die Sterne."
Jean Paul
Herzlichen Dank an den Verlag /Bloggerportal für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info / Zitat - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Verlag
Die Liebe zu Büchern vergeht nie ...