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In den Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit. (Thomas Carlyle)
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Mittwoch, 16. April 2025

Die Erbin ~ Claire Winter



Eine Geschichte über Liebe, Macht und einen Mord, der in die dunkle Vergangenheit einer großen deutschen Industriellenfamilie führt.

Claire Winter
Die Erbin
Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag (16. April 2025)
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 592 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453292581
€ 22,00 / Gelesen 04-2025

B̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅h̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅f̲̲̅̅o̲̲̅̅]
Köln, 50er Jahre: Cosima ist Erbin der einflussreichen Industriellenfamilie Liefenstein. Doch mit der Gründung einer Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter geht sie ihren eigenen Weg. Da tritt der Journalist Leo Marktgraf in ihr Leben, der Nachforschungen über den Tod eines Freundes anstellt. Die Leiche des Anwalts wurde am Ufer des Rheins gefunden, nur kurz nachdem er öffentlich schwere Anschuldigungen gegen die Liefensteins erhoben hatte. Cosima will Licht in die dunkle Vergangenheit ihrer Familie bringen und muss schon bald erkennen, dass nichts so ist wie es scheint. Aber in der jungen Bundesrepublik, in der niemand mehr an die Zeit des Dritten Reiches erinnert werden will, gibt es ein Netzwerk von Menschen, die noch immer mächtig sind. Sie sind bereit, alles dafür zu tun, dass Cosima und Leo der Wahrheit nicht auf die Spur kommen …

❀• Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ  •❀


Der neue Roman "Die Erbin" von der Autorin Claire Winter, von der ich in der Vergangenheit schon etliche Romane gelesen habe, bezieht sich in der Thematik "Braunes Erbe" zum Zweiten Weltkrieg über die Verstrickung der Industrie, Unternehmer, Konzerne und Familien, und verbindet dies mit einer Liebesgeschichte.
In den 50er Jahren in Köln lebt Cosima Liefenstein, Erbin der Industriefamilie. Das Oberhaupt ist Theodor, der Cosima eine Art Vaterersatz war. Cosimas Vater Edmund war schon früh verstorben verstorben. Cosimas Mutter lebt krankheitsbedingt zurückgezogen. Als Cosima eine Stiftung ins Leben ruft, die Kriegswitwen mit Kindern unterstützt, stößt sie schon auf Widerstand in der Familie. Da lernt sie "durch Zufall" den Journalisten Leo Marktgraf kennen, der sich für ihre Sache interessiert und darüber berichten will. Doch im Hintergrund verfolgt dieser eine andere Spur, die allerdings mit Cosimas Familie zu tun hat. Doch auch er muss immer wieder feststellen, wie viel Macht diese alten Seilschaften auch noch nach dem Krieg haben. Und wie man weiß, haben diese alle Schuld von sich gewiesen. Dass Industrie und die Unternehmerfamilien sich derart bereichert haben, das ist ein großer Verdienst von den Zwangsarbeitern, die teils unter menschenunwürdigen Verhältnissen gelebt und gearbeitet haben. Auch in Cosimas Familie war dies der Fall. Mit diesen Tatsachen wird Cosima konfrontiert.
Und letztendlich wird sie mit einer familiären Tatsache konfrontiert, die ihr Leben erschüttern wird.
Eine weitere Geschichte handelt von Elisa, die 1929 in den Haushalt der Liefensteins kommt.
Die Autorin arbeitet wechselweise mit den Zeitebenen. Claire Winter verwebt die Geschichte der Vergangenheit geschickt mit denen der 50 Jahre. Denn die Auswirkungen dessen ziehen sich bis dahin.
"Die Erbin" eine spannende, fesselnde und auch berührende Geschichte, die den Leser zwischendurch emotional aufwühlt. Recherche ist das A und O.
Ich kann euch nur empfehlen, das Interview mit der Autorin zu lesen.
Ein Personenverzeichnis ist zu Beginn des Romans. Und ein weiterer Pluspunkt ist das Lesebändchen.

"Die Erbin", ein Roman, eine Geschichte, die einen noch nach Tagen festhält.

Herzlichen Dank an den Verlag/ freelance team  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Der Vergangenheit auf der Spur - bewegend und nachdenklich zugleich

Samstag, 22. Februar 2025

Die Schwestern von Krakau ~ Bettina Storks

 

[̲̲̅̅B̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅h̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅f̲̲̅̅o̲̲̅̅]

Ein ergreifener historischer Roman nach wahren Begebenheiten

Als Édiths Vater Simon Mercier 2016 in Paris stirbt, erfährt die 53-Jährige völlig überraschend von ihren deutsch-polnischen Wurzeln. Anscheinend war Simon ein angenommenes Kind, dessen jüdischer Vater Opfer der großen Razzia im Juli 1942 wurde. Doch wie ist Simon in die Familie Mercier gekommen und was geschah mit Simons Mutter Helene? Als Édith ihre Cousine Tatjana in der Nähe von Stuttgart ausfindig macht, suchen die Frauen gemeinsam nach Antworten und beginnen, ein jahrzehntelanges Schweigen zu durchbrechen. Wie hat Helenes Schwester, Tatjanas Großmutter Lilo, damals im von Deutschen besetzten Polen gelebt? In Krakau stoßen sie auf eine Apotheke, die nicht nur für Lilo eine zentrale Rolle gespielt hat, sondern auch für den jüdischen Widerstand.


Bettina Storks  - Die Schwestern von Krakau
Heyne Verlag (15. Januar 2025)
Broschiert ‏ : ‎ 576 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453361188
€ 17 // Gelesen 02-2025

❀• Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ  •❀
Ich begleite die Autorin Bettina Storks schon über Jahre als treue Leserin ihrer Romane. "Die Schwestern von Krakau", ihr neuestes Werk, hier geht es um eine Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen von mehreren Charakteren erzählt wird. Zum einen geht es in der Vergangenheit nach Polen, Krakau, zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, der Judenverfolgung. Die Gegenwart bringt den Leser einerseits nach Frankreich, Paris zu Beginn 2017, zu der Familie Mercier. Dort weilt gerade Edith bei ihrer Tante Adeline, um den durch ein Unwetter angerichteten Schaden am Wintergarten zu begutachten. Dieser war Adelines Paradies. Vor Wasser fürchtete sie sich schon ein Leben lang. Warum das so ist, erfährt der Leser im Laufe der Handlung. Auch Ediths Vater Simon hatte hier gelebt und war vor drei Monaten plötzlich verstorben. Edith war schon vor langer Zeit nach Deutschland gegangen. Lebte und arbeitete dort mit ihrem Mann als Architekten im eigenen Büro. Adeline bestand darauf, dass der Wintergarten so wie er mal war wieder aufgebaut werden sollte. Zugleich bedauerte Edith, dass sie dem Bitten ihres Vaters vor Monaten nicht nachgekommen war, als er sie um ein Treffen bat. Er wollte ihr etwas wichtiges mitteilen.  Bei ihrem Kurzaufenthalt bittet Adeline sie darum, für die Tochter Malou doch bitte die Geige des Vaters mitzunehmen. Das war sein Wunsch gewesen. All die Zeit war niemand jemals in seinem Musikzimmer gewesen. Doch was Edith jetzt dort vorfindet, stellt sie vor ein großes Rätsel. Eine Wand voller Fotos, Zeitungsausschnitte, Dokumente und auf einem Blatt steht ganz groß geschrieben:
"Was weiß Adi?"
Zudem findet sie eine deutsche Telefonnummer. Doch da war noch mehr. Ungläubig was sie hier vorfindet. Kopien zu Deportationslisten ...
Gleiche Zeit, in Deutschland nahe Stuttgart. Tatjana König, Anfang 50, wollte sich nunmehr als Psychologin selbstständig machen. Sie hatte sich auch mit ihrer Familie befasst, denn die Großmutter Lilo stammte aus Krakau. Sie hatte auch eine Schwester, Helene. Doch die hatte sich damals rechtzeitig nach Paris abgesetzt und soll wohl verstorben sein. Tatjana hatte die Großmutter zwar immer wieder mit Fragen genervt, doch die hatte abgeblockt.
Da erreicht Tatjana bei ihrer Mutter Dora der Anruf von Edith.
Und von nun an nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Die Handlung wird im Wechsel der einzelnen Charaktere erzählt. Vergangenes mit Gegenwart versucht in Einklang zu bringen. Ebenso, dass der Leser versteht.
Was geschah damals in Polen, was in Frankreich.

Wer das Zeitgeschehen kennt oder evtl. auch den Roman "Sarahs Schlüssel" gelesen hat, weiß um das Geschehen dort damals in Paris.
Ich habe das Buch im letzten Herbst gelesen und vieles sehr gut im Gedächtnis behalten.
Doch wer kennt die Geschichte um die Widerstandskämpfer damals in Krakau?
Gusta Draenger, mit ihr beginnt der Roman im Prolog.
Oder Tadeusz von der Apotheke im Krakauer Ghetto?
Um das Geschehen dort?
Die Autorin schafft eine gute Verbindung zwischen den einzelnen Geschichten.
Und bevor ich zu intensiv von dem Roman erzähle, bitte ich euch: LEST ES!
Die Geschichte ist sehr gut recherchiert und bezieht sich auf wahre Begebenheiten um teils fiktive, teils reale Personen.
"Die Schwestern von Krakau" ein wahrlich großartiger, aber auch ergreifener Roman.
#gegendasVergessen
kann heutzutage nicht oft genug gesagt, geschrieben, geschrien werden ...

❀• Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ  •❀
Herzlichen Dank an den Verlag und Bloggerportal  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

Sehr lesenswert, macht nachdenklich

Dienstag, 20. Februar 2024

Sturmmädchen - Freundinnen in dunkler Zeit ► Lilly Bernstein

 

Drei junge Frauen.
Ein Schwur.
Wie stark ist eine Freundschaft?


Sie glaubten, die Welt stünde ihnen offen: Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe werden mit Beginn der NS-Zeit mit der Schule fertig. Im malerischen Tal der Eifel, in dem sie zu Hause sind, muss die Jüdin Margot bald um ihr Leben und das ihrer Familie fürchten. Käthe wird zur überzeugten Nationalsozialistin. Die Halbwaise Elli muss sich entscheiden: Wählt sie die Liebe oder folgt sie ihrem Gewissen?



Lilly  Bernstein
Sturmmädchen - Freundinnen in dunkler Zeit
Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Paperback; 1. Edition (1. Februar 2024)
Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3864932328
€ 16,99  -  Gelesen 02-2024


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]


Noch können die drei Freundinnen Elli, Käthe und Margot im späten Frühjahr 1933 ihre Zeit genießen. Sie ahnen nicht, welch gravierenden Ereignisse diese tiefe Freundschaft auf eine harte Probe stellen wird.
träume hatten sie, die beiden Mädchen aus Monschau und Margot, das Mädchen aus der Stadt. Vor acht Jahren fing ihre Freundschaft an, als die Eltern von Margot ein Ferienhaus dort kaufen., Seitdem waren sie unzertrennlich. Und wann immer es ging, verbrachten sie viel Zeit miteinander. An den Wochenenden, in den Ferien.
Nun arbeitete Käthe in der Fabrik in Monschau. Elli war daheim aufgrund ihrer Gehbehinderung.
Und an diesem Tag im Mai machten sie die Bekanntschaft mit der aufkommenden Hitlerjugend.
Die Geschichte geht im nächsten Teil weiter in dem Zeitraum von Oktober 1938 bis Dezember 1938.
Der weitere Teil spielt in der Zeit von Januar 1939 bis Februar 1940 und endet im Epilog Mai 1940.
Ich habe bewusst diese Zeiträume aufgeführt.
Sie umschreiben erneut einen Zeitraum im Rückblick auf die dunkle Zeit der Geschichte Deutschlands.
Es ist Käthe, die zu der Partei steht und sich eingliedert.
Elli fühlt sich hilflos und kämpft täglich mit der Mutter ums Überleben. Diese ist als Hebamme tätig.
Margot und ihre Familie sind Juden. Der Lebens- und Leidensweg der Familie Schiffmann macht erneut deutlich, unter welch unsäglichen Repressalien gegen das Volk der Juden vorgegangen worden ist.
Ellis ansich normale Welt bricht zusammen, als die Mutter stirbt. Doch sie beweist Stärke, versucht mit allem was geht, weiter ihre Freundin Margot zu helfen. Sie nimmt das Leid derer nicht so hin.  Und bringt sie in höchste Gefahr.
Die Entwicklung der Protagonistin Elli ist sehr authentisch geschrieben. Aus dem behüteten Mädchen wird eine starke, selbstbewußte Frau.
Eine weitere wichtige Person in der Handlung ist die Nonne Schwester Gertrud. Sie tritt zwar nicht oft in Erscheinung, aber hat bedeutsame Unterlagen. Was sie und Ellis Mutter verbindet, kann man anfangs nur ein bisschen erahnen. Die Auflösung ergibt sich zum starken Ende des Romans.
Wie verbunden sich die Mädchen trotz allem fühlen, die Stärke ihrer Freundschaft, dass alles ist in "Sturmmädchen" geschrieben.
Nach ihren vorangegangenen Romanen wie "Findelmädchen" oder "Trümmermädchen" ist "Sturmmädchen" erneut ein großartiger Roman aus der Feder von Lilly Bernstein.
Meine Leseempfehlung
#gegendasvergessen


Herzlichen Dank an den Verlag als auch Literaturtest für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info   - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Geschichte hautnah – ein sehr lesenswerter historischer Roman
Der Roman ist bis zum letzten Buchstaben spannend

Donnerstag, 14. September 2023

Die Tochter von Kopenhagen ~ Ronald H. Balson

 

Er lässt sich als Held feiern, doch sie kennt sein dunkles Geheimnis

»Verräter« schmiert die 92-jährige Britta Stein an die Fassade eines Restaurants in Chicago. Sie schwört, dass der Besitzer sich im Zweiten Weltkrieg als Nazi-Kollaborateur schuldig gemacht hat. Um die Behauptungen der alten Dame zu beweisen, muss die Anwältin Catherine Lockhart tief in die Vergangenheit eintauchen. Und auch Brittas Enkelin erfährt erstmals die wahre Geschichte ihrer Großmutter ...
Nach dem Erfolg von »Karolinas Töchter«: der neue Fall von Catherine Lockhart und Liam Taggart


Ronald H. Balson
Die Tochter von Kopenhagen (Liam Taggart und Catherine Lockhart)
Aufbau TB; 1. Edition (18. Juli 2023)
Sprache: ‎ Deutsch
Taschenbuch: ‎ 432 Seiten  - ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3746639512
Originaltitel ‏ : ‎ Defending Britta Stein, Gabriele Weber-Jarić (Übersetzer)
Gelesen 07/08-2023 / € 14,00


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅


Die Anwältin Catherine Lockhart gibt der Bitte ihres ehemaligen Chefs Walter Jenkins nach und nimmt sich des Falls um die 92jährige Britta Stein an. Diese hat mehrfach das Restaurant des alten Ole Henryks mit bösen Parolen besprüht. Das habe ihm die Nichte von Britta Stein erzählt. Doch er könne den Fall nicht übernehmen, weil seine Kanzlei seit Jahren die Anwälte von Ole seien. Grund der Aktion von Britta Stein war, dass der 95jährige Ole in die Ruhmeshalle der Dänisch-Amerikanischen Gesellschaft von Chicago aufgenommen werden soll u. a. als Anerkennung seines Heldentums im Zweiten Weltkrieg.
Mit Liam Taggert, der anfänglich gegen die Übernahme des Falls ist, versucht nun Catherine zusammen mit Emma den Fall zu lösen. Und Britta Stein hat viel zu erzählen. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit geht es um das damalige Leben der Familie um Britta in den 40er Jahren des Zweiten Weltkriegs, als die Deutschen Dänemark besetzen.- Und wieder einmal um die Repressalien gegenüber den Juden. Die Verfolgung. Die 92jährige bleibt bei ihrer Behauptung, dass der Alte Ole mit den Nazis kooperiert hat. Es gilt zu beweisen, dass Ole ein Verräter war. Obwohl Catherine die Zeit im Nacken bis zum nächsten Gerichtstermin sitzt, lässt sich Britta mit ihren Erzählungen aus der Vergangenheit nicht aus der Ruhe bringen.
Leider sind diese Episoden oft zu langatmig geworden. Doch am Ende versteht man, warum.
Dem Autor ist der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart gut gelungen, ohne dass es Fragen aufwirft. So ist die gesamte Handlung gut beschrieben. Es ist halt wieder ein Stück Zeitgeschichte. Die Charaktere sind gut aufgestellt.
Da ich bereits einige Romane des Autors run um das Ehepaar Lockhart/Taggert gelesen habe, war mir der Schreibstil geläufig. Insofern hatte ich doch eine gewisse Erwartenshaltung zu dem neuen Roman, der sich aber nicht so ganz erfüllte. So ganz kam das Komplettpaket nicht an die vorherigen ran.
Aber dennoch ist es erneut ein eindrücklicher Roman #gegendasvergessen

Herzlichen Dank an den Verlag für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info    - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Über den Autor und weitere Mitwirkende
Ronald H. Balson ist Rechtsanwalt, und seine Fälle führten ihn um die ganze Welt. Die neuen Orte und Fälle inspirierten ihn zu seinen Romanen. Heute lebt und schreibt er in Chicago. Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Romane »Karolinas Töchter«, »Hannah und ihre Brüder«, »Ada, das Mädchen aus Berlin« und »Esthers Verschwinden« vor.


Sie will Gerechtigkeit und die Wahrheit ans Licht bringen

Mittwoch, 19. April 2023

Die Bibliothek der Hoffnung ~ Kate Thompson 📖

 

Menschen ohne Bücher sind wie Häuser ohne Fenster

London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten - und eine kleine Bibliothek.
Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kinder Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt - denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen.

Der Roman basiert auf der wahren Geschichte einer Londoner U-Bahn-Bibliothek im Zweiten Weltkrieg: Eine Hommage an Bücher, Bibliotheken und die Kraft der Hoffnung.

📖 📖 📖 

Kate Thompson  --  Die Bibliothek der Hoffnung
Knaur TB; 1. Edition (1. März 2023)
Sprache: ‎ Deutsch  -- Broschiert ‏ : ‎ 480 Seiten
ISBN-13: ‎ 978-3426529867
Originaltitel : ‎ The Little Wartime Library  -  Übersetzt von: Anja Schünemann
€ 16,99  / Gelesen 03/2023


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]

Die Autorin Kate Thompson führt uns mit ihrem Roman "Die Bibliothek der Hoffnung" in die Zeit Ende zum Zweiten Weltkrieg.
Handlungsort ist London, Dreh- und Angelpunkt die U-Bahn-Station Bethnal Green. Diese hatte sich im Bau befunden, als der Krieg ausbrach und wurde daher stillgelegt. In dieser Station war eine Gemeinschaft entstanden. Die Leuten suchten Schutz vor den Bomben. Hier gab es nicht nur Unterhaltung, eine Sanitätsstation, Übernachtungsmöglichkeit, sondern auch eine kleine Bücherei. Clara Button führte diese zusammen mit ihrer Freundin Ruby. Es war die einzige Bücherei Großbritanniens, die in einer U-Bahn-Station betrieben wurde. Bis ins Ministerium war dies bekannt.
Zitat S. 32
"Büchereien sind die Motoren unserer Bildung und unsere Zuflucht vor der harten Wirklichkeit. Nie zuvor spielten sie eine so entscheidende, so prägende Rolle in unserem Leben. …"
Die beiden Frauen hatten sogar einen Bücherbus ins Leben gerufen, um die arbeitenden Frauen in Fabriken zu erreichen.
Unten im Shelter begegnet Clara der achtjährigen Marie als auch ihrer älteren Schwester. Bald darauf erfährt sie, dass die Mutter immer arbeiten würden. Marie vertraut ihr an, dass sie den Vater vermissen. Sie waren von Jersey hierher nach London gekommen, auf der Flucht vor den Deutschen.
Aber auch Clara war vom Krieg nicht verschont geblieben. Schon früh war sie Kriegswitwe geworden.
Ihre Freundin Ruby, nach außen hin immer einen flotten Spruch auf der Lippe, trug ebenfalls tiefen Schmerz in sich. Diese Erinnerungen an jenen Mittwochabend, als sie ihre Schwester Bella verlor, verfolgten sie. Ihre Schwester war bei der Massenpanik auf der Treppe zur U-Bahn zu Tode gequetscht worden. Und Ruby fühlte sich dafür schuldig.
Diese historische Geschichte um die Bibliothek der Hoffnung beruht auf der Basis der Bethnal Green Library. In ihrem sehr ausführlichem Nachwort kann der Leser ausführlich über den Werdegang bis hin zum Betrieb der Bücherei in der U-Bahn-Station nachlesen. Dazu hat sie auch mit Überlebenden gesprochen, die dort einige Zeit/Jahre verbracht hatten.
"Es ist nie zu spät darüber zu sprechen."
Mich reizte die Geschichte zu lesen, denn wem war dies bekannt. Die Autorin beschreibt das Leben der Menschen dort unten. Vielen Einzelpersonen gibt sie ihren Raum, ihre Geschichte. Hinzu kommt das Leben oberhalb. Ruby mit ihrem trinksüchtigen Stiefvater, der ihre Mutter grün und blau schlägt. Dem GI Eddie, der Ruby liebt. Clara, die eines Abends von Billy Clark vor einem Angreifer beschützt wird.
Clara und Ruby, sie sind zwar sehr unterschiedlich in ihrem Charakter, und dennoch ergänzen sie sich wunderbar. Sie sind ware Freundinnen fürs Leben, egal was da kommt.
Die beiden Jersey-Mädchen, deren Geschichte berüht und die Hoffnung von allen, dass endlich der Krieg beendet wird und eine bessere Zukunft. All die Grausamkeiten des Krieges ...
Zitat S. 131
"Büchereien sind ... ." "Sinnliche Orte."
"Die Bibliothek der Hoffnung" zu lesen, war eine aufregende als auch faszinierende Lesereise. Allein das Nachwort zeigt auf, wie gründlich die Autorin recherchiert hat. Die Geschichte der zwei Frauen, deren Bedürfnis es wahr, Hoffnung zu geben durch die Bücher, durch ein offenes Ohr, einen guten Rat, all das gibt dem Roman so viel Tiefe. Die Fotos ergänzen die Infos.
Für mich ein weiteres Lesehighlight in diesem Jahr.

Herzlichen Dank an den Verlag  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info -Zitate    - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

❀•.Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ  Vita  Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ.•❀   

Kate Thompson, 1974 in London geboren, ist Journalistin und schreibt für Zeitungen wie Daily Express und Daily Mail sowie für Frauenmagazine. Mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihrem Hund Ted lebt sie heute in Sunbury. 


Gute Bücher erfüllen unsere Seele.
Eine einzigartige Geschichte, nachdenklich berührend, eben besonders.
Ein vielschichtiger historischer Roman, der Geschichte lebendig macht.


Mittwoch, 12. April 2023

Die Kinder von Beauvallon ~ Bettina Storks

 


Nach wahren Begebenheiten.
Ein ganzes Dorf im Widerstand, jeder Einzelne hilft, Leben zu retten.

Dieulefit, 1965: Im Auftrag ihres Freiburger Radiosenders reist die Moderatorin Agnes in einen kleinen französischen Ort, wo im Zweiten Weltkrieg mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter viele jüdische Kinder, die in der Schule Beauvallon von den mutigen Dorfbewohnern versteckt wurden. Könnte auch Agnes’ Freundin Lily überlebt haben, von der seit zwanzig Jahren jede Spur fehlt? Welche Antworten hat ein damals ranghoher Résistance-Offizier? Agnes’ Recherche wird zu einer aufwühlenden Reise in die Vergangenheit, die sie mit der Macht des Schweigens und einem Versprechen von einst konfrontiert.

Bettina Storks  - Die Kinder von Beauvallon
Diana Verlag; Originalausgabe Edition (12. April 2023)
Broschiert ‏ : ‎ 464 Seiten  || ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453361171
€ 16,00 / Gelesen 03_2023


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]

Der neue Roman von Bettina Storks "Die Kinder von Beauvallon" spielt sich auf zwei Zeitebenen ab.
Es beginnt im Oktober 1940 in Sulzburg in Südbaden. An jenem Abend findet der Abtransport der restlichen Juden statt. Unter ihnen das einzige Kind, die neunjährige Lily Blum. Nur wenig durften sie mitnehmen, aber ihre Lieblingspuppe Rosalie musste mit. Nicht einmal ihrer Freundin Agnes Engler konnte sie Auf Wiedersehen sagen. Doch dann kam diese überraschend angerannt. Lily zerreißt das mitgenommene Kinderfoto und gibt Agnes die eine Hälfte. Diese gibt ihr ein Versprechen. "Wir werden es wieder zusammenkleben."
Von Sulzburg nach Freiburg und von da aus nach Südfrankreich in das Lager Gurs. Das Lager Gurs, ein Internierungslager, eine Katastrophe, eine einzige Kloake.
Freiburg im Breisgau, 25 Jahre später.
Agnes Engler war seit sechs Jahren beim Radiosender des Südwestfunks beschäftigt. Klein angefangen, war sie inzwischen zu "der" weiblichen Moderatorinnenstimme des Senders geworden. Unverfängliche Themen, damit musste sie sich beschäftigen, nachdem sie durch eine bestimmte Reportage in Misskredit geraten war. Doch sie wollte mehr. Und die bekam sie.
Ihr Chef Wolfgang hatte eine Story aus dem Urlaub mitgebracht. Agnes sprach fließend Französisch und so vertraute er ihr die Geschichte an. Es könnte etwas ganz Großes werden, so seine Worte. Die Story sei historisch. Es ging dabei um ein Dorf namen Dieulefit. Die Bewohner hätten während des Zweiten Weltkriegs Flüchtlinge versteckt, darunter auch jüdische Kinder aus Südbaden. Bei Agnes klingeln die Alarmglocken. Sie beschäftigte sich schon so lange privat mit dem Thema Deportation und was danach kam. Eben auch wegen Lily. Doch bis zum heutigen Tag kein Überlebenszeichen von Lily.
Mit den wenigen Unterlagen ihres Chef und ihren eigenen ergänzend beginnt ihre Recherche. Der Weg führt sie nach Dieulefit. Dort hatte sie bereits zur Schule Kontakt aufgenommen. Madeleine Defour führt ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Agnes, nachdem sie den Grund des Aufenthalts hier erfahren hatte. Zu den Überlebenden gab es eine Namensliste. Diese Kinder hatten alle französische Namen erhalten. So auch Lily. Nun war klar, warum ihre Suche ins Leere gelaufen war. Es gebe da jemanden Leon Katz, der Agnes vielleicht weiter helfen könnte. Sie selbst, Madeleine, habe seit acht Jahren kein Lebenszeichen mehr von Lily erhalten. So wußte Agnes nun, dass Lily bis dahin noch gelebt hatte.
Zitat S. 45
"... Es war uns allen selbstverständlich. Niemand fühlte sich in Dieulefit als Held, nur als Mensch, der das Richtige tat. …"

In Gurs war Lily mit der Mutter zusammen. Vom Vater getrennt. Ihre verlorene Kindheit konnte keiner zurückholen. So schnell musste sie erwachsen werden. So erlebt man aus Lilys Sicht die dortige Situation, den Schrecken der Zeit immer vor Augen.

Noch ahnt Agnes nicht, welche Folgen bzw. Konsequenzen ihre Nachforschungen haben. Alte Wunden werden aufgerissen
Zitat S. 411
" … Vor einem halben Jahr wusste ich nichts über die Geschichte eines kleinen französischen Orts, über seinen zivilen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs. Jetzt weiß ich mehr über mich und meine Ziele. Ich bin einzigartigen Menschen begegnet, und aus diesen Begegnungen sind Freundschaften erwachsen." …

Die vorkommenden Personen sind gut aufgestellt. Auch wenn sie teilweise irgendwie nüchtern erscheinen, dennoch spürt man ihre eigenen inneren Kämpfe, die sie mit sich austragen.
Mit ihrem Roman um die Kinder von Beauvallon präsentiert die Autorin dem Leser eine Geschichte, bei dem sich dieser auf eine bewegende Zeitreise in die dunkelste Zeit der Geschichte von Deutschland begibt. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist unproblematisch.

Desweiteren möchte ich die perfekte als auch intensive Recherche der Autorin hervorheben. Diese in Zeitgeschichte eingebunden ist mit ihr Qualitätsmerkmal.
Recherche ist das A und O
► Das sehr ausführliche Nachwort am Ende des Buches gibt sehr ausführlich wieder, wie es zu dieser Geschichte kam, was so alles an Recherchearbeiten zu solch einem Roman gehört.

"Die Kinder von Beauvallon" ist ein Buch, was mich so beeindruckt hat, es umfassend komplex in Worte zu fassen.
Ich bin mir sehr sicher, dass dieser Roman mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Für mich reicht oft nur ein Blick auf das Cover und der Inhalt ist sofort präsent.
 So ein Buch ist nicht mal aus dem Handgelenk geschrieben und verdient Wertschätzung!
Für mich ein Leselighlight 2023.
#gegendasvergessen

Herzlichen Dank an den Verlag  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info -Zitate    - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

❀•.Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ  Vita  Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ.•❀   
Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.

Eine bewegende Zeitreise nach Dieulefit "Gott hat es gemacht"

Freitag, 17. März 2023

Als Großmutter im Regen tanzte 🌧️ Trude Teige

 Eine starke Frau in dunklen Zeiten. Und eine junge Frau, die zurückschauen muss, um nach vorn blicken zu können.

Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet.

Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der Kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück.

Drei Generationen, verbunden durch die Liebe und ein tragisches Geheimnis der Nachkriegszeit

Trude Teige - Als Großmutter im Regen tanzte
FISCHER; 1. Edition (22. Februar 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch  Günther Frauenlob (Übersetzer)
Originaltitel ‏ : ‎ Mormor danset i regnet
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten   ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3949465123
€ 22,00  // Gelesen 02-2022


[̲̲̅̅M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]


Die Protagonistin June flieht auf die kleine norwegische Insel, wo einst ihre Großmutter Tekla als auch der Opa lebte. Nach dem Tod der beiden gehörte es ihrer Mutter Lilla. Nach deren Tod ging es in den Besitz von June. Erst einmal brauchte sie Ruhe, Abstand von ihrem bisherigen Leben. Dann wollte sie entscheiden, was hiermit geschehen sollte. In ihrer Nachbarschaft lebte so lange sie sich erinnern konnte, Alfred der Krabbenfischer. So beginnt June mit Aufräumarbeiten. Dabei entdeckt sie ein Foto von Tekla mit einem deutschen Soldaten. Fragen über Fragen. Doch Alfred, der mehr wissen könnte, hält sich bedeckt. June ist derzeit krank geschrieben und war vor ihrem Mann hierher geflohen. Immer wieder war er gewalttätig geworden. June hatte zu ihrer Mutter Lilla kein gutes Verhältnis gehabt. Was auch mit daran lag, dass sie ihr nicht preisgeben wollte, wer der leibliche Vater war.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart aus der Ich-Perspektive von June. Sie findet auch Briefe von Tekla und dem unbekannten Deutschen. Die Vergangenheit, das Fortgehen von Tekla mit dem Soldaten als auch ihr weiterer Weg, ihr Überleben ist teils sehr dramatisch. Von ihrer Familie war Tekla verstoßen. Sie war eine Tyskerjente („Deutschenmädchen“). Durch ihre Heirat verlor sie ihre norwegische Staatsbürgerschaft.
Die Handlung springt zwischen den Zeiten, aber dennoch verliert sich nicht der Überblick. Es fügt sich eins zum anderen zusammen.
Bei einem Buch fällt der erste Blick immer auf das Cover. Und das hier hat mich wirklich fasziniert. Man fühlt sich direkt selbst dort vor Ort, auf dem Stein sitzend, auf das Wasser schauen.
Diese Verbindung zwischen dem historischen Hintergrund, dem Familiengeheimnis und der Liebesgeschichte hat die Autorin sehr gut umgesetzt. Es ist eine bewegende Zeitreise, auf die man sich begibt. Aber auch eine Reise auf der Suche nach den Wurzeln, um vieles zu verstehen.
Letztendlich gibt es auch die Antwort, warum Großmutter im Regen tanzte ♥♥♥
Ein Roman #gegendasvergessen.
Für mich das Lesehighlight bis jetzt in diesem Jahr.


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info   - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Ein Roman, der sich zu lesen lohnt!


»Als Großmutter im Regen tanzte« erzählt davon, wie uns die Vergangenheit prägt bis in die Generationen der Töchter und Enkelinnen. Doch vor allem ist es eine Geschichte über die heilende Kraft der Liebe.


Grußwort der Autorin

“Mein Roman wurde inspiriert von gelebten Leben und tatsächlichen Geschehnissen im und nach dem Krieg in Norwegen und in Deutschland. Ich bin immer auf der Suche nach unerzählten Geschichten, vor allem von Frauen. Kriegsgeschichte ist ja größtenteils von Männern geschrieben worden, über Männer. Die Geschichte der Frauen, die deutsche Soldaten heirateten, nach Deutschland gingen und ihre norwegische Staatsbürgerschaft verloren, ist für viele unbekannt. Ich habe Aufzeichnungen dieser “Deutschenmädchen” studiert und eine von ihnen auch persönlich getroffen. Für die Recherche zum Roman reiste ich auch nach Berlin. Und nach Demmin in Mecklenburg-Vorpommern, um mehr zu erfahren über die Tragödie, die sich dort im Mai 1945 abspielte, als die Russen nach Westen vorrückten. Nicht minder aufsehenerregend als die Geschichte selbst scheint mir, wie unbekannt sie selbst für die meisten Deutschen lange war.”

Trude Teige


Trude Teige bietet uns einen bewegenden Einblick in die Nachkriegszeit in Norwegen und Deutschland und wie das Schicksal auch die folgenden Generationen prägt. Ihr Roman »Als Großmutter im Regen tanzte« stand mehrere Jahre lang auf den norwegischen Bestsellerlisten; ihre Werke werden in viele Sprachen übersetzt. Trude Teige gehört zu den bekanntesten Journalistinnen und TV-Moderatorinnen Norwegens. Für »Als Großmutter im Regen tanzte« recherchierte sie auch in Berlin und Demmin.

Mittwoch, 23. November 2022

FELDPOST ~ Mechthild Borrmann

 

Ein großartiger Spagat zwischen Zeitgeschichte, Spannung und Familiendrama

Adele ist verschwunden.« Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Cara setzt – und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Zurück bleibt lediglich ihre Handtasche. Neben anrührenden Feldpost-Briefen aus dem 2. Weltkrieg, die von einer großen Liebe zeugen, findet Cara darin auch Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis.
Doch was hat das alles mit ihr zu tun? Und weshalb wurde die Villa – anders als vereinbart – nie an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben?
Caras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.

Der Roman beruht auf wahren Lebensgeschichten: Recherchen im Tagebuch-Archiv Emmendingen haben Mechtild Borrmann zu diesem feinfühligen Roman über Schuld, Verrat und eine tragische Liebe während des 2. Weltkriegs inspiriert.
Text Verlag

Mechthild Borrmann  - Feldpost
Droemer HC; 1. Edition (2. November 2022)
Gebundene Ausgabe: ‎ 304 Seiten  ISBN-13: ‎ 978-3426281802
€ 23,00 / Gelesen 11/2022


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]

Handlungsort ist Kassel, und umzu. Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen und beginnt kurz vor Weihnachten 2000. Hier in Kassel lebt und arbeitet die Juristin Cara Russo, deren Freund eine kleine Buchhandlung in der Stadt unterhält. Heute gönnt sie sich eine kleine Auszeit im Café und wird dort von einer älteren Frau angesprochen, die sich dann merkwürdig mit ihr unterhält. Bei sich hat sie eine schwarze Einkaufstasche. Als die Frau von einem Toilettenbesuch nicht wieder kommt, erfährt Cara, dass diese alles bezahlt habe. Aber die Tasche nicht mitgenommen. Sie schaut hinein und dort befindet sich ein alter brauner Aktenkoffer. In diesem befinden sich einige Stapel alter Briefe. Etliche trugen den Stempel "Feldpost". Adressiert waren sie an eine Adele Kuhn. Zuhause will sie in Ruhe überlegen, wie sie mit dem Fund umgehen soll. Denn das war schon alles merkwürdig, was die Alte erzählt hatte.
Mit "Feldpost" ist der Autorin ein großartiger Roman gelungen. Sie erzählt die Geschichte zweier Familen, deren Kinder miteinander befreundet waren. Zur Familie Kuhn, der Vater hatte ein Speditionsunternehmen, gehörten neben der Mutter die Kinder Adele und Albert. Die Freundschaft zwischen Albert und Richard Mertens überschritt die damalige Sittenmoral. Gerhard Kuhn hatte mit dem neuen Regime nichts am Hut und musste für seine Kritik ins Gefängnis. Irgendwann nach dem Gefängnis beschließen die Eltern, voraus nach Frankreich zu gehen. Albert und Adele sollten erst einmal hier bleiben und dann nachkommen. Doch dann kommt der Zeitpunkt, dass Albert das Haus an Hermann Mertens verkaufen muss. Doch im Vertrag kommt der Zusatz, es jederzeit nach allem zurückkaufen zu können. Irgendwann im Laufe der Zeit stellt Adele fest, dass die Tochter Mertens eingezogen war. Und noch schlimmer, all die Sachen der Familie, die im Keller eingelagert war, hatte sie sich angeeignet.
Caras Interesse ist geweckt und sie beginnt zu recherchieren.
Der Wechsel zwischen den einzelnen Erzählperspektiven, ob Adele, Cara oder Richard bringen die Geschichte sehr nah an den Leser. Jede der einzelnen Charaktere zeigen sich lebendig. Gerade Cara, die dann auch noch auf den lebenden Richard trifft, lässt nicht nach, das Mysterium zu lösen.
"Feldpost" ist mehr als nur ein vergangenes Familiendrama aus dem dunklen Kapitel deutscher Geschichte. Es blickt intensiv auf die Zeit des Nationalsozialismus, und den damit verbundenen Konsequenzen. Auch wenn es immer heißt, man soll die Vergangenheit ruhen lassen, das kommt für dies nicht in Frage. Dinge die den rechtmäßigen Besitzern entwendet, enteignet wurden, und dann hoffe, irgendwann wird niemand mehr da sein, der Anspruch erheben kann.
Von mir erhält das Buch eine klare Leseempfehlung.
#gegendasVergessen


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


"Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, aber das stimmt nicht."

Montag, 7. November 2022

Ein Kind namens Hoffnung - Die Geschichte einer heimlichen Heldin ~ Marie Sand

 


Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt

Elly Berger wird 1900 in eine Pfarrersfamilie geboren. Wenn es nach ihrem Vater gegangen wäre, hätte sie studieren sollen, doch Elly hat nur einen großen Traum: Sie will Köchin werden. Es gelingt ihr, in Berlin eine Stellung bei der jüdischen Familie Sternberg zu finden, die ihr fortan ein Zuhause bietet. Vor allem dem kleinen Sohn Leon schenkt sie ihre ganze Liebe.
Doch dann wird die Familie bei den Nazis denunziert und die Eltern verhaftet. Für Elly zählt nur noch eines: Sie muss Leon retten! Sie flieht mit dem Jungen, gibt ihn als ihr eigenes Kind aus und ist von diesem Augenblick an für lange Zeit heimatlos.

Marie Sand
Ein Kind namens Hoffnung
Die Geschichte einer heimlichen Heldin
Droemer TB; 1. Edition (4. Oktober 2022)
Broschiert ‏ : ‎ 288 Seiten || ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426309094
€ 15,99  / Gelesen 10/2022


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]

Der Roman "Ein Kind namens Hoffnung - Die Geschichte einer heimlichen Heldin" von der Autorin Marie Sand spielt in der Zeit der dunkelsten Geschichte Deutschland und danach.
Es beginnt 1938 in Berlin. Dort arbeitet Elly Berger bei der jüdischen Familie Sternberg als Köchin. Herr Sternberg ist Arzt und seine sechundzwanzigjährige Frau Pianistin. Sie haben einen Sohn, Leon. Für die FGamilie war Elly unentbehrlich. Und Elly liebte es, wenn Sara am Bechstein-Flügel saß und spielte. Helene Bechstein hatte sich angekündigt. Sie war die Ehefrau des Pianofabrikanten Edwin Bechstein. Sie müsse dringend mit Sara unter vier Augen sprechen. In dem Gespräch werden Dinge immer klarer. Helene Bechstein stand dem Führer nahe. Genaues kann man im Netz nachlesen. Doch die ausgesprochene Warnung wird von Herrn Sternberg nicht ernst genommen. Es hatte jemand die Familie verraten und sie werden abgeholt.
"Sara flehte ohne Worte: Rette meinen Jungen! Rette ihn, bis ich wiederkomme. Versprich es mir."

Der Roman selbst ist in vier Teile aufgegliedert und zwar zu den jeweiligen Jahreszahlen.
Elly flieht mit Leon und gibt ihn als ihren eigenen Sohn aus. Bei der eigenen Familie kommt sie erst einmal unter. Doch willkommen ist sie mit dem jüdischen Kind nicht. Schließlich beendet sie den Aufenthalt dort abrupt. Auf den Weg nach München lernt sie den Bauer Stephan Bauer kennen. Der macht ihr ein Angebot, auf dem Hof zu leben. Seine Frau war vor kurzem verstorben und nun stand er da mit drei Kindern. Schließlich heiraten sie. Die Kinderschar vergrößert sich um ein Mädchen, Mathilda.
Aber nach Jahren verlässt sie ihn mit Leon und Mathilda.
Beim Suchdienst vom Deutschen Roten Kreuz hatte Elly einen Brief hinterlassen sowie Suchanzeige aufgegeben. Dass der Brief von Sara abgeholt worden war, erfährt Elly ebenfalls durch eine Mitteilung. Sie verschweigt diesen Brief vor Leon.
Es ist zwar eine fiktive Geschichte um Elly, aber dennoch sehr gut vorstellbar. So kann es jederzeit irgendwo stattgefunden haben.
Die Schilderung der damaligen Lebensumstände, das Verhalten der Menschen bringt die Autorin gut rüber. Egal ob in der Zeit des Krieges oder danach, die Not, der Hunger, alles kennzeichnet den Weg.
Ich fand es sehr mutig von Elly, als sie nach Berlin zurückkehrt, um Leon zu seinem Eigentum, dem Haus der Familie in Besitz zu nehmen. Die Gesichter der amerikanischen GIs hätte ich gern gesehen, wie sie da auftritt ☺
Und Elly hofft, dass Sara den Weg zurück findet. Unerschütterlich glaubt sie daran und vermittelt dies auch so an Leon. Bei all der Liebe zu Leon gerät Mathilda arg in den Hintergrund.
In gewisser Weise behandelt der Roman ein feinfühliges Thema. Was aber gerade in der heutigen Zeit immer wieder neue Beachtung finden muss.
Es ist für mich ein nicht nur gut recherchierter Roman, sondern auch gut geschrieben. Und so dem Leser erneut viel über die damalige Zeit vermittelt.
Von daher gebe ich gern meine Leseempfehlung.

#gegendasvergessen

Herzlichen Dank an den Verlag  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info - Zitat  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Ein anrührender und brillant geschriebener Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, und ein Kapitel deutschen Widerstands, das man in keinen Geschichtsbüchern findet.


Der Moment, um Leben zu verändern

Sonntag, 23. Oktober 2022

Die Buchhändlerin von Paris - Ellen Feldman

 

Ein fesselndes Leseerlebnis über den Überlebenswillen einer jungen Mutter im besetzten Paris.

Frankreich, 1944. Charlotte Foret arbeitet in einer kleinen Buchhandlung im besetzten Paris. Auf sich allein gestellt kämpft sie nicht nur um ihr eigenes Überleben, sondern auch um das ihrer kleinen Tochter Vivi. Als diese erkrankt, nimmt Charlotte die Hilfe des deutschen Arztes Julian an. Es ist ein Akt der Verzweiflung, der sie das Leben kosten könnte. Für Julian hingegen wird Charlotte zur großen, unmöglichen Liebe. Kurz vor Kriegsende, den Tod vor Augen, gelingt es ihm, die junge Frau und sich selbst zu retten. Charlotte emigriert nach New York und glaubt, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Bis Vivi beginnt, Fragen zu stellen ...

Ellen Feldman
Die Buchhändlerin von Paris
Goldmann Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (19. September 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 352 Seiten || ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3442491797
Originaltitel ‏ : ‎ Paris Never Leaves You   ||  Thomas Stegers (Übersetzer)
€ 12,00 /Gelesen 10/2022


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]

Die Geschichte spielt in Paris als auch in New York. Paris zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Dort lebt Charlotte. Sie ist Witwe und hat ein Baby zu versorgen, was im besetzten Paris 1944 schwierig ist mit Lebensmitteln. Charlotte hat einen Buchladen, wo sie auch ihre kleine Tochter betreut. Immer wieder kommt dort ein deutscher Offizier und kauft ein. Er wird für beide der Retter. Dank Julian wird sie mit falschen Papieren, ausgewiesen als Juden, das Land verlassen. Letztendlich landet sie in New York. Dort hatte sich ein Freund ihres Vaters, Horace Field für sie verbürgt. Vivi wächst in dem Glauben auf, sie seien Juden. Charlotte arbeitet nunmehr im Verlag von Horace. Dann erhält sie eines Tages einen Brief. Sie erkennt die Handschrift. Die Vergangenheit holt sie ein, obwohl diese sie nie wirklich ganz los gelassen hatte.
Wechselnd zwischen Gegenwart und Vergangenheit baut sich die Story auf, so dass der Leser Verständnis dafür erhält, was sich damals in Paris abgespielt hatte. Auch die Beziehung zwischen Julian und Charlotte ist gut geschrieben.
Hier ging es ums Überleben. Doch was war aus Julian geworden? Sie hatten den Kontakt zueinander verloren.
Die Autorin hat gekonnt beide Zeitebenen miteinander verwoben. Ihre Charaktere sind gut dargestellt. Man kann vieles verstehen, obwohl es einiges gab, was nicht einfach zu lesen war.
Natürlich stellt man sich als Leser am Ende die Frage, wie hätte ich gehandelt, zu der damaligen Zeit mit einem Baby? Ich denke, als Mutter würde man sehr viel dafür tun, um dies zu retten. Oder? Charlotte hätte ich gewünscht, dass sie sich etwas mehr aus ihrer eigenen Buße gelöst hätte.
Insgesamt gesehen erneut ein Roman, der zum Nachdenken anregt.
#gegendasvergessen


Herzlichen Dank an den Verlag /Bloggerportal  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info   - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

Gut geschrieben, aber dennoch etwas distanziert


Sonntag, 18. September 2022

Das Verschwinden der Sterne ~ Kristin Harmel ✨

 

Ein helles Licht in düsteren Zeiten …

🌟🌟🌟
Eine junge Frau nutzt ihr Wissen über die Wildnis, um jüdische Flüchtlinge vor den Nazis zu retten – bis ein grausames Geheimnis alles zu zerstören droht.

Seit sie als kleines Kind aus ihrem Elternhaus entführt wurde, ist Jona fast auf sich allein gestellt in der unerbittlichen Wildnis Osteuropas aufgewachsen. 1942 trifft sie tief im Wald auf eine Gruppe Juden, die den Nazis entkommen konnten. Jona ist fassungslos, als sie erfährt, was in der Welt geschieht. Sie bringt den Flüchtlingen alles bei, was sie über das Überleben abseits der Zivilisation weiß. Doch dann treibt ein bitterer Verrat Jona zur Flucht. Als sie sich ausgerechnet in einem von den Deutschen besetzten Dorf wiederfindet, muss sie sich einer Erkenntnis stellen, die ihr ganzes Leben verändert: Sie ist nicht die, die sie zu sein glaubte …

Einfühlsam, berührend und gleichzeitig hochspannend erzählt Kristin Harmel eine eindrucksvolle Geschichte von Hoffnung, Liebe und Mut in finsteren Zeiten.

Kristin Harmel - " Das Verschwinden der Sterne"
Original: The Forest of Vanishing Star  / Veronika Dünninger (Übersetzer)
Knaur HC; 1. Edition (1. September 2022) // Sprache: ‎ Deutsch
Broschiert: ‎ 400 Seiten  //   ISBN-13: ‎ 978-3426227718
€ 16,99 / Gelesen 09/2022



M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]

Es beginnt in Berlin im Jahr 1922. Dort entführt die zweiundachtzigjährige Jerusza  aus der Wohnung der Jüttners das knapp zweijährige Mädchen Inge. Einen Tag später war der zweite Geburtstag von Inge. Das Mädchen hatte ein Muttermal in Form einer Taube auf der Innenseite des linken Handgelenks. Jerusza wusste, dass das Kind nicht bei den Eltern bleiben durfte. Genauso wie sie schon immer Dinge gewusst hatte, die andere Leute nicht wussten. Jerusza war die Letzte einer seit Jahrhunderten existierenden Linie. Sie lebte weit ab im Wald, mit und von der Natur. Ihre Gabe hatte ihr gezeigt, dass dunkle Wolken aufzogen und Unheil verkündeten. Für Jerusza war es Gott, der sie heute hierher geführt hatte, Verantwortung zu übernehmen für das Schicksal eines Kindes, und vielleicht auch ein Stück der Welt zu verändern. Jeruszas Gabe hatte ihr auch das eigene Todesdatum gesagt und so blieben ihr noch gut zwanzig Jahre, um das Kind zu lehren. Und nun verschwanden beide in der Tiefe des Waldes in die Wildnis Osteuropas.
Aus Inge wurde Jona/Yona, das war der hebräische Rufname für Taube - siehe Muttermal.
Romane aus der Feder von Kristin Harmel sind immer wieder etwas besonderes und lesenswert, gerade wenn es um die Zeit des Zweiten Weltkriegs geht. Ihr ausführliches Nachwort zeigt noch einmal auf, welche Greueltaten ausgeübt wurden. Und dann gab es da die Menschen, die wie ihr Zeitzeuge im Herzen des Nalibocka-Waldes eine Gemeinschaft aufbauten und überlebten. Die intensive Recherche, die Begegnung mit Zeitzeuge und auch Interviews der Autorin ergeben ein klares Bild um das Überleben jüdischer Flüchtlinge. Der Nalibocka-Wald ist es auch, in dem Jona ihre Rolle spielt.
Jerusza lehrt Jona alles, was sie wissen muss, um im Wald zu überleben. Sie gibt ihr Bücher, lehrt sie das Lesen und gleichzeitig auch noch etliche Sprachen. Wieder und wieder lernt Jona nicht zu lange an einem Ort zu verweilen. Diese Lebensweise schildert Harmel so klar und bildlich, dass man sich direkt vor Ort fühlt. Man spürt die Kälte des Winters, mit jedem Schritt, den du gehst-liest, senkt sich dein Fußabdruck in den Waldboden. Das könnte ich jetzt endlos aufführen.
Am Ende von Jeruszas Leben erfährt Jona ihre wahre Identität. Doch immer wieder hatten  gewisse Erinnerungen im Unterbewusstsein ihr ein Bild von früher gezeigt. Und dann wird Jona selbst mit den Gräueltaten gegenüber den Juden konfrontiert. Dies geschieht in einer absoluten Härte, welche mir sehr nahe gegangen sind. Auch dass sie dabei ihren leiblichen Vater kennenlernt, ändert nichts.

Diese besondere Gabe, die Jerusza besass, war mit ihr gestorben. Jerusza besass keine eigenen Kinder. Doch sie hatte Jona so herangezogen, weil sie wusste, dass das Kind etwas Besonderes war, die die zu etwas Großartigem bestimmt war.

Die Geschichte um das Überleben, der Hilfe von Jona - man muss diesen Roman lesen, um zu verstehen, was uns die Autorin erneut aufzeigen will:
"Lasst uns die Vergangenheit nicht vergessen."
Aus meiner Sicht ist der Roman "Das Verschwinden der Sterne" der bislang stärkste Roman von Kristin Harmel. Wenn du dich am Anfang fragst, warum entführt Jerusza das Kind, dann erhältst du die Anwort, wenn du diese Geschichte liest.


Zitat S. 379
"Dem United States Holocaust Memorial Museum zufolge wurden während des Krieges zwischen 2,8 und 3 Millionen polnische Juden ermordet. Das sind zwischen 84 und 91 Prozent der gesamten jüdischen Bevölkerung des Landes.
Denken Sie einen Moment darüber nach. Ungefähr drei Millionen jüdische Menschen wurden in einem einzigen Land ermordet.


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Herzlichen Dank an den Verlag  für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info /Zitat   - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Der Wald kümmert sich um die Seinen
Vergiss nie, dass die Wahrheit immer in dir selbst liegt.
Härte lehrt einen Menschen das Leben.

Montag, 28. Februar 2022

Esthers Verschwinden ~ Ronald H. Balson

 


Einst versprach er, sie zu retten.
Nun ist die Zeit der Vergeltung gekommen.


Deutschland, 1946: Eli Rosen und sein Sohn sind knapp dem Tod entkommen und warten in einem Lager für Displaced Persons auf ein Visum nach Amerika. Eli setzt alles daran, an Informationen über seine Frau zu gelangen. Esther verschwand im besetzen Polen, als er versuchte, seine Familie mit einem Pakt vor den Deutschen zu retten.

Chicago, 1965: Mithilfe einer Journalistin versucht Eli, ein Komplott aufzudecken, das bis ins Polen der Kriegsjahre reicht. Und endlich kommt er der Wahrheit um das Verschwinden seiner Frau näher. 

Ronald H. Balson - Esthers Verschwinden
Aufbau Taschenbuch; 1. Edition (14. Februar 2022)
Sprache : ‎ Deutsch || Originaltitel ‏: ‎ Eli's Promise
Taschenbuch ‏: ‎ 439 Seiten
ISBN-13 ‏: ‎ 978-3746638201
Gabriele Weber-Jari -Übersetzerin
€ 12,99 / Gelesen 02/2022

Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Mein Leseeindruck

Als die 6. US-Panzerdivision im April 1945 das Lager Buchenwald erreicht, werden die Soldaten mit Bildern konfrontiert, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden. Einer der Insassen macht den Soldaten verständlich, dass es noch einen Kinderblock gebe. Dort müssten sich so um die tausend Kinder aufhalten, unter anderem auch sein Sohn Isaak. Er selbst hieße Eli Rosen.
Der unsägliche Krieg war beendet. Doch das Leid noch nicht. Viele der befreiten Juden suchten den Schutz bei der US-Army. In dem DP Lager Föhrenwald waren auch Eli und Isaak untergekommen. Dort ging ein Gerücht um, dass es jemanden gebe, der Visa verkaufe, so dass man schneller einwandern könne. Eli hört davon und das der Name des Mannes wohl Max sei. Und diesen hatte Eli in schlechter Erinnerung, hatte dieser doch damals in Lublin sein Versprechen nicht gehalten.
Dort besaß die Familie Rosen eine Baufirma. 1939 Deutschland hat Polen den Krieg erklärt. Die Familie Rosen waren Juden, wie so viele Bewohner in Lublin. Elis Frau Esther macht immer wieder klar, dass sie von hier fort müssten. Doch nun war es zu spät. Die deutschen Soldaten marschierten in Lublin ein. Und alle jüdischen Bewohner mussten in das ärmste Viertel umziehen.
Nach Ende des I. Teils habe ich erst einmal eine kleine Pause eingelegt. Die Geschichte bis dorthin zu lesen, hatte mich ziemlich aufgewühlt. Wozu der Mensch doch fähig ist, grausam. Ich werde so nichts weiter von der Handlung spoilern.
Der II. Teil setzt sich im Mai 1965 in den USA, Chicago, Albany Park, fort. Dort bezieht Eli Rosen eine Wohnung bei Ruth Gold. Er arbeite für die Regierung, gab er ihr an. Die meisten Einwohner in Albany Park waren aus Europa eingewandert. Hier nun wird Eli mit einer Journalistin einem Komplott versuchen auf die Spur zu kommen. Es ist die Zeit des Vietnamkriegs. Und er wird auf einen alten Bekannten stoßen, Max. Der Mann, dem er so blind vertraut hatte und dieser letztendlich sein Versprechen nicht gehalten hatte. Seine Familie zu schützen, das wollte Max. Aber Esther war seit 1942 verschwunden.
Auf drei Zeitebenen wird die Geschichte um die Familie Rosen erzählt. Hier wird die dunkelste Geschichte Deutschland klar und bildhaft dargestellt, wobei die einzelönen Charaktere zwar gut aufgestellt sind, aber dennoch nicht die Geschichte überlagern.
In dem ganzen Roman erkennt man die exzellente Recherche des Autors. Gerade die aufgenommenen Themen benötigen keine Hervorhebung der Protagonisten, die das alles überlagern. Sie sind so eingebaut, dass es im Gesamtpaket eine spannende Geschichte gibt.
"Esthers Verschwinden" ist ein weiterer Roman aus der Feder des Autors Ronald H. Balson, den ich gelesen habe. Und es war nicht nur das Cover, auf welches ich aufmerksam wurde, auch der Infotext. Es hat mich überzeugt durch den Schreibstil, der Erzählweise, der akribischen Recherche, allein schon durch die Themen. Ich selbst musste doch ab und an eine Pause einlegen, um das Gelesene sacken zu lassen. Auch wenn es zeitweise keine leichte Kost ist, gebe ich meine absolute Leseempfehlung!

Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ  Fünf Lesegenuss-Bücher Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ

Herzlichen Dank an den Verlag für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Ronald H. Balson ist Rechtsanwalt, und seine Fälle führten ihn um die ganze Welt, unter anderem nach Polen. Die Geschichte des Landes im Zweiten Weltkrieg inspirierte ihn zu diesem Roman, der ein internationaler Bestseller war. Heute lebt und schreibt Ronald H. Balson in Chicago.

Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Romane „Karolinas Töchter“, "Hannah und ihre Brüder" und "Ada, das Mädchen aus Berlin" vor.

Gabriele Weber-Jarić lebt als Autorin und Übersetzerin in Berlin. Sie übertrug u. a. Mary Morris, Mary Basson, Kristin Hannah und Imogen Kealey ins Deutsche.


Eine spannende und bewegende (Zeit)-Geschichte

Sonntag, 2. Januar 2022

Winterhonig ~ Daniela Ohms

 

Erschütternd, berührend, hoffnungsvoll:
Der historische Roman »Winterhonig« basiert auf wahren Ereignissen und erzählt die Geschichte einer lebensgefährlichen Liebe im Dritten Reich.

Inspiriert von den Erlebnissen ihrer Großmutter, lässt uns Daniela Ohms die Zeit des Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg aus Sicht der Landbevölkerung erleben: das harte, entbehrungsreiche Leben, das Mathilda als zehntes Kind eines Bauern führt; die Anstrengungen, die der junge Karl unternehmen muss, um seine Abstammung vor den Nazis geheim zu halten; die Liebe der beiden, die nicht sein darf, bringt sie Mathilda doch in große Gefahr; dazu das Grauen des 2. Weltkriegs und die ständige Bedrohung durch Bomben oder Verrat.
Und über allem: die Hoffnung.

Daniela Ohms
Winterhonig
Herausgeber ‏ : ‎ Knaur TB; 1. Edition (1. Dezember 2021)
Taschenbuch ‏ : ‎ 592 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426517505
€ 10,99  / Gelesen 12/2021


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅

"Winterhonig" von der Autorin Daniela Ohms wurde nun auch als Taschenbuch vom Verlag herausgebracht. Da ich nur positives über den Roman gehört und gelesen habe, wollte ich es nun auch lesen. Die Autorin hat sich von dem Erlebten ihrer Großmutter zu diesem historischen Roman inspirieren lassen. Wie sie in ihrem Nachwort schreibt, hatte diese ihre Lebensgeschichte hernieder geschrieben und Daniela Ohms dies mit 14 Jahren gelesen. Diese Geschichte geht in die Zeit des Nationalsozialismus, den 2. Weltkrieg. Es war ein entbehrungsreiches Leben der Familie mit zehn Kindern, die einen Bauernhof führten. Matilda war das jüngste Kind von ihnen. Als sie sechs Jahre alt ist, stirbt die Mutter. Ein besonderes Verhältnis haben die Geschwister untereinander nicht. Doch Karl, Matildas älterer Bruder, hat ein Auge auf die Kleine. Durch ihn lernt Matilda Karl kennen, der nicht weit entfernt auf einem Gut arbeitet. Aus dieser Kinderfreundschaft wird im Laufe der Zeit mehr. Aber Karl muss aufpassen, denn er trägt ein dunkles Geheimnis mit sich.
Die Autorin lässt den Leser intensiv in die Geschichte eintauchen. Die Handlung selbst spielt u. a. im westfälischen Paderborner Land, hätte aber auch woanders genauso ablaufen können. Karl und Matilda schildern wechselnd den Lebensweg und sind als Charaktere gut aufgestellt. Jeder Roman sollte einen "reoten Faden" haben und das ist hier die Bindung zwischen den beiden Charakteren.
"Winterhonig" ist nicht nur eine Lebenserinnerung, sondern wohl auch eine Herzensangelegenheit der Autorin. Man merkt das. Es ist ein Stück aus der dunklen Geschichte Deutschlands. Ich gebe zu, es ließ sich nicht immer leicht lesen,w as aber nicht am Schreibstil der Autorin lag, sondern auf den Inhalt zurückführte. Es hat mich sehr berührt. Das muss dann auch erst einmal verarbeitet werden.
Ich gebe meine Leseempfehlung für diejenigen, die das Buch noch nicht kennen.
#gegendasvergessen

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Herzlichen Dank an den Verlag für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

Daniela Ohms wurde 1978 in Rheda-Wiedenbrück in NRW geboren. Sie ist in Westfalen auf einem Bauernhof aufgewachsen, zwischen Natur und Tieren in einem riesigen Haus, auf dessen Dachboden sich die Familiengeschichte von 500 Jahren finden ließ. So ist es kein Wunder, dass sie bereits in ihrer Jugend mit dem Schreiben begann. Später studierte sie Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Geschichte und Psychologie. Heute lebt die Autorin mit Mann und Kindern in Berlin.

Die Geschichte berührt -  sehr lesenswerter historischer Roman


Donnerstag, 16. Dezember 2021

Eine Bibliothek in Paris 📚 Janet Skeslien Charles

 


Bücher sind das Licht in der Dunkelheit, der Hoffnungsschimmer in der Not …

Montana, 1983. Auf der Suche nach Abenteuern lernt die zwölfjährige Lily ihre Nachbarin Odile kennen. Zwischen dem Teenager und der alten Dame entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Doch als Lily mehr über die Vergangenheit Odiles herausfindet, stellt sie fest, dass diese unter einem tragischen Geheimnis leidet …
Paris, 1939. Für Odile geht ein Traum in Erfüllung: Sie hat eine Anstellung an der renommierten Amerikanischen Bibliothek in Paris erhalten. Große literarische Werke in Händen halten und dabei den Duft alter Buchseiten einatmen – etwas Schöneres kann sich die Französin nicht vorstellen. Als die Nazis jedoch in Paris einmarschieren, droht Odile alles zu verlieren, was ihr lieb ist. Auch ihre Bibliothek. Gemeinsam mit einigen Mitarbeitern schließt sie sich dem Widerstand an und kämpft mit den besten Waffen, die ihr zu Verfügung stehen: Büchern. Doch dann unterläuft Odile ein fataler Fehler …

📚📚📚

Janet Skeslien Charles
Eine Bibliothek in Paris
Herausgeber: ‎ Blanvalet Taschenbuch Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (15. November 2021)
Sprache: ‎ Deutsch ||  Taschenbuch: ‎ 560 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3734109256
Originaltitel: ‎ The Paris Library  ||  Elfriede Peschel (Übersetzer)
€ 12,00 / Gelesen 12/2021


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅

Die Autorin Janet Skeslien Charles hat sich durch die reale Geschichte mutiger Bibliothekare im besetzten Paris des Zweiten Weltkriegs zu diesem Roman inspirieren lassen. Die Handlung selbst spielt auf zwei Zeitebenen.
In den 1980er Jahren in einer kleinen Stadt in Montana lebt die zwölfjährige Lily. Nebenan wohnt eine ältere Dame, die oft als Kriegsbraut bezeichnet wurde: Odile. Diese pflegt wenig Kontakt. Das ändert sich, denn Lily geht gern zu Odile. So wächst deren Freundschaft stetig. Odile bringt Lily Französisch bei und ganz nebenbei erfährt der Teenager ein wenig aus deren Leben. Das sie in Paris aufgewachsen ist. Als Lilys Mutter erkrankt und stirbt, ist Odile ein Halt für sie.
Wenn da nur nicht die Neugier des Teenagers wäre...
Der Roman wird durch die beiden  Protagonistinnen kapitelweise erzählt. In der Vergangenheit werden diese zum Teil mit Datum und Jahreszahl hinterlegt. Egal ob Gegenwart oder Vergangenheit, man konnte die Geschichte problemlos lesen.
Dass die junge Odile eine Stelle in der Amerikanischen Bibliothek in Paris 1939 erhält, hier erfüllt sich für sie ein Traum. Doch die Zeiten werden immer schwerer, auch durch das immer dratischere Handeln des Nazi-Regimes. Leute werden bespitzelt, denunziert. Dass Odile intelligent ist, zeigt ihr Wissen um den Umgang mit Zahlen. Sie beherrscht die Dewey-dezimalklassifikation. Odile ist eine liebenswerte Charaktere. Ihr Handeln nachvollziehbar. Eine Person, die von der Autorin authentisch dargestellt ist. Auch im späteren Alter eine bemerkenswerte, wissende Frau.
Bei dem vorliegenden Buch stimmt das Rundum-Paket: Cover, Gestaltung, Titel und Infotext als auch die Handlung. Für mich ein gelungenes Gesamtwerk allemal.
Viele Informationen gibt es zum Ende des Romans, die man lesen sollte. Wie z. B. der Blick auf die realen Charaktere zum Buch und v.a.m.
Ich gebe für "Eine Bibliothek in Paris" meine Leseempfehlung.

Zitat Nachwort: Der Roman soll uns daran erinnern, dass Bibliotheken - unsere Zufluchtsorte, unsere Faktenquellen in einer Welt der Fake News - im digitalen Zeitalter wichtiger sind denn je.

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Herzlichen Dank an den Verlag und Bloggerportal für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

"Du kamst in mein Leben wie der Abendstern."

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Unter einem anderen Himmel ~ Josefine Blom

 

Ein malerisches Reetdachhaus an der Ostsee, eine spontane Reise und eine Entdeckung, die eine Familie endlich zusammenführt …

Zuhause ist da, wo die Menschen sind, die man liebt – ein ergreifender Roman über Liebe, Familie und das Finden der eigenen Wurzeln.

Josefine Blom ist das Pseudonym des Autorinnen-Duos Tania Krätschmar und Danela Pietrek. »Unter einem anderen Himmel« ist ihr erster gemeinsamer Roman. Geschrieben wurde zusammen an der Ostsee, in Tschechien und in Spanien. Wenn die Autorinnen in Hamburg und Berlin sind, wo sie mit ihren Familien leben, wird gezoomt, geskypt und geteamst: über ihre Kinder, ihre Gärten und ihre Geheimnisse – aber vor allem über ihre gegenwärtigen und zukünftigen Romane.

Josefine Blom
Unter einem anderen Himmel
Herausgeber ‏ : ‎ Blanvalet Verlag; Originalausgabe Edition (25. Oktober 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 384 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3764507558
€ 15,00 / Gelesen 11/2021

Zitat S. 172
Alles hat seine Zeit im Leben, die Liebe, das Glück und eben auch die Trauer.

[̲̲̅̅M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]


Mit Roland hatte Stella ihre große Liebe gefunden. Zu ihrem Familienglück gehört die vierzehnjährige Nele. Roland war Wissenschaftler und heute sollte er einen wichtigen Vortrag im Hamburger CCH halten. Doch danach hätte er eine Überraschung für sie, so waren seine Worte. Die Familie lebte in Hamburg. Doch so langsam wurde die Wohnung zu klein. Schon lange waren sie auf der Suche nach was eigenem. Stella arbeitet als freie Übersetzerin. Schon lange wartet sie auf ein angekündigtes Manuskript. Der Autor hatte sie ganz persönlich angefordert für diese Übersetzung. Wie so oft kam Olga vorbei. Olga war Trauerrednerin. Stella und Olga waren seit der Kindheit beste Freundinnen. Mit acht Jahren verlor Stella ihre Eltern und wuchs danach in der Familie von Olga auf. Es war so, als wären sie leibliche Schwestern. Als der schreckliche Anruf kam, war Olga gerade bei Stella. Von einer Minute zur anderen änderte sich das Leben für Stella und Nele. Nch Rolands Tod erfährt Stella, dass dieser ein Haus in Haffkrug gekauft hatte. Das sollte die Überraschung werden.
Wie so oft in der Vergangenheit hatte Roland wieder einmal eine Entscheidung ohne Stella getroffen. Auch finanziell hatte er alles für den Hauskauf verbraucht. Umso wichtiger war es, dass Stella das Manuskript bekam.
Doch erst einmal fährt sie mit Nele nach Haffkrug. Als sie das Haus sieht, geht ihr das Herz auf. Es war genau ihr Traumhaus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Doch das Haus ist bewohnt. Die ältere Dame, Teresa Petersen, hatte lt. Kaufvertrag lebenslanges Wohnrecht. Das hatte Stella wohl überlesen. Aber welcher Hintergedanke verbarg sich mit dem Hauskauf? Man wird es erfahren.
In Cornwall lebt und arbeitet der Autor John Harding. Er schrieb an "Marthas Geschichte". Es war die von seiner vor kurzem verstorbenen Nachbarin Ida. Sie war sein Ruhepool schon seit Kindheit an. Ida war es, die sein Talent zum Schreiben erkannte. Und von ihr erfuhr er ihre Geschichte. Sie war im Sudetenland geboren und mit ihrem Mann, "Mr. William", wie sie ihn nannte, 1946 nach Cornwall gezogen. Nun war Ida tot und er konnte keinen Abschluss schreiben. Das Buch war anstrengend.
Zitat S. 66 "Thema - Flucht aus dem Sudetenland, die letzten Tage des Dritten Reichs und das Neuerwachen der Demokratie in Deutschland, angelehnt an das Einzelschicksal einer jungen Frau -"
Seine Lektorin setzte ihn unter Druck und so schickt das das fast fertige Manuskript an Stella. Diese tobt, denn ohne dem Ende kann sie sich nicht in die Geschichte hineinversetzen, um es zu übersetzen.
Die Geschichte wird jeweils von den Protas der Gegenwart erzählt. Hinzu kommen die Einblendungen der Vergangenheit im Sudetenland.
Eine Reise in die Vergangenheit wird es, als John Stella nach Prag kommen lässt in der Hoffnung, hier den perfekten Abschluss zu finden.
Ob an der Ostsee oder in Prag, kraftvolle Bilder führen uns die jeweiligen Schauplätze als auch die Atmosphäre plastisch vor Augen.
Als angenehm empfang ich die Einblendungen des aktuellen Manuskripts. Es sind die Rückblicke zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und Idas Weg in ein neues Leben.
Was hinter dem geheimnisvollen Hauskauf von Roland steckt, welche Überraschung auf Stella wartet, spoilert zu sehr.
Hier haben zwei Autorinnen einen gemeinsamen Roman geschrieben, der mich als Leser von Beginn an nicht mehr los ließ!
Und am Ende wird man noch mit köstlichen Rezepten versorgt. Ich werde sie in bälde ausprobieren.
Ich möchte euch den Roman "Unter einem anderen Himmel" ans Herz legen - lest es!

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Herzlichen Dank an Tania Krätschmar für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info / Zitate  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

Ein beeindruckender Roman, der lange nachhallt …

Mittwoch, 17. November 2021

Die Klänge der Freiheit ~ Tara Haigh

 

Eine starke junge Frau und ihr mutiger Weg durch die Wirren der letzten Kriegsjahre.


Nürnberg, 1943: Die junge Inge spielt leidenschaftlich gern Geige und träumt von der weiten Welt. Gegen den Willen des Vaters lässt sie sich zur Rotkreuzschwester ausbilden und wird gleich bei ihrem ersten Einsatz an die Ostfront geschickt. Die Arbeit im Lazarett konfrontiert sie mit der grausamen Realität des Krieges, während die Rote Armee immer näher rückt.

Als der deutsche Offizier Preuss ihr anbietet, ihn nach Italien zur Abtei Montecassino zu begleiten, ergreift sie die rettende Chance. Aber kann sie Preuss wirklich trauen? Er ist kultiviert, ein feinsinniger Kunstkenner, aber auch Nationalsozialist. Noch ahnt Inge nicht, dass sich in Italien ihr Schicksal offenbaren wird und sie schwere Entscheidungen treffen muss: zwischen Liebe und Verrat, Zukunft und Vergangenheit …

Tara Haigh
Die Klänge der Freiheit
Herausgeber: ‎Tinte & Feder (9. November 2021)
Taschenbuch: 528 Seiten
ISBN-13: ‎978-2496709803

Gelesen 11/2021


M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅

Nürnberg 1943
Die einundzwanzigjährige Inge hatte nach gut eineinhalb Jahren ihre Ausbildung zur DRK-Schwester absolviert. Sie gehörte mit zu den besten ihres Jahrgangs. Ebenso auch ihre Freundin Annemarie. Inge hatte sich Afrika als Einsatzort gewünscht, Annemarie wollte nach Paris.
Obwohl Inges Vater ihr immer wieder von der derzeitigen Lage erzählt, dass es nun nach der Niederlage in Stalingrad schlecht aussähe für Hitler, lies Inge sich nicht beirren, denn es hieß, dass die DRK-Schwestern niemals an der Front direkt eingesetzt werden.
Die Worte ihres Vaters:
"Sie haben mehr Verletzte, als man gemeinhin hört. Deshalb rekrutieren sie euch und machen eine Schwesternschaft nach der anderen auf. Und dann schnell, schnell. Hauptsache an die FRont." Zitat S. 20
Die Tage vergingen, noch immer keine Post für den Einsatz. So half sie weiterhin im Geschäft des Vaters mit und wurde von Erinnerungen eingeholt. An die schönen Jahre, als Anna noch hier war und sich um sie gekümmert hatte. Anna hatte ihr die leibliche Mutter ersetzt, die bei der Geburt verstorben war. Doch dann, vor elf Jahren, war Anna auf einmal gegangen.
Dann kam der Einberufungsbefehl für Inge. Es ging nach Charkow, Russland, direkt an die Ostfront. Alles was der Vater so wußte, erzählt er ihr. Und diese war schockiert, hatte doch die Oberschwester gesagt, sie würden niemals direkt an die Front geschickt werden. Vater erzählt ihr von einem Erlebnis, als er im Ersten Weltkrieg war. Nun packt sieihre Koffer und nimmt auch ihre Violine mit. Auch Annemarie muss nach Charkow. Im Zug lernen sie Julia kennen. Sie fährt auch an die Ostfront, denn von ihrem Mann hat sie seit Monaten nichts gehört. Vielleicht erfährt sie ja direkt vor Ort mehr.
Soweit ein kurzer Blick. Die Autorin hat hier schon die herrschenden Zustände bezüglich des Umgangs mit Juden eingebunden. Ich will das so nicht weiter vertiefen. Es ist einfach nur schlimm, was damals passiert ist.
In Charkow erwartet die Schwestern die brutale Realität des Krieges. Auch die unterschiedliche Behandlung zwischen den einfachen Soldaten und Offizieren. Erschreckend zu lesen wie Verwundete "sortiert" werden. Die Arbeit ist nicht nur körperlich anstrengend, auch eine starke seelische Belastung. So findt Inge Ausgleich in der Musik. In der ehemaligen Schule ist das Musikzimmer, wohin sie sich verzieht und Violine spielt. Dieses ist bis unten in den Keller zu hören. Und wirkt beruhigend auf die Schwerverletzten.
Während Annemarie "oben" hilft, fühlt Inge sich berufen unten zu arbeiten. Annemarie findet einen Weg, um aus der Hölle Charkow nach Hause zu kommen.
Inge lernt den Oberstleutnant Preuss kennen. Dieser Mann hat zwei Seiten und dennoch wird sie mit ihm Charkow verlassen und nach Italien gehen. Um den Ort und der Abtei Montecassino soll eine Stellung zur Abwehr aufgebaut werden.
Neben den Avancen, die Preuss ihr macht, kommt nun Lorenzo, der Italiener, ins Spiel.
"Die Klänge der Freiheit" ist nicht nur ein bewegender Roman, die ganze geschilderte Dramatik des Krieges geht einem schon nah. Mir erging das jedenfalls so. Auch die Umstände in Italien, das Aufbegehren der Menschen und Inges menschliche Entwicklung, dies hat die Autorin sehr, sehr gut zu Papier gebracht.
Die Abtei Montecassino, so wertvoll mit all den Kunstschätzen und mehr. Hier lohnt es sich weiteres im Netz nachzulesen.
Die Autorin Tara Haigh versteht es, lebendig die historischen als auch politischen Begebenheiten nahe zu bringen. Der gesamte Handlungsverlauf mehr als interessant und fesselnd geschrieben.
"Die Klänge der Freiheit" ist mehr als nur ein Roman. Eine fiktive Geschichte zu erzählen, verbunden mit historischen Ereignissen, die wirklich unter die Haut gehen.
Von mir absolute Leseempfehlung!
#gegendasvergessen

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Herzlichen Dank an Literaturtest für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info / Zitate  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

Liebe findet dich - auch in Zeiten größter Finsternis

Dienstag, 26. Oktober 2021

Das verborgene Zimmer im Hotel Normandie ~ Mia Löw

 

Mia Löw
Das verborgene Zimmer
im Hotel Normandie

Eine fatale Liebe, ein bitterer Verrat und ein Sommer voller Geheimnisse:
Mia Löws Familiengeheimnis-Roman entführt an die traumhafte Küste der Normandie zur Zeit des 2. Weltkriegs und über fünfzig Jahre später

M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅

Es war an der Zeit, ihre Bühnenkarriere zu beenden. Diese Gedanken gingen Barbara Behrend an diesem Abend nach dem Konzert in Lüneburg durch den Kopf. Nicht erst seit heute merkte sie, wie die Auftritte sie schlauchten. Was führte sie nur für ein Leben! Da erreicht sie ein Anruf ihrer Tochter Paula aus Hamburg. Der Opa liegt im Sterben, so ihre Worte. Und das er ihr noch was wichtiges sagen wollte. Die Oma wollte das verhindern. Aber er hätte etwas aufgeschrieben.
Zitat S. 21 Wenn ich tot bin, verstreu meine Asche an der Plage.
Für Barbara ergab dieser Satz des Vaters, den sie immer wieder mal hörte, im Moment keinen Sinn. Zu ihrem Vater hatte sie immer ein gutes Verhältnis. Im Gegensatz zur Mutter. Doch Barbara kam leider zu spät in Hamburg-Othmarschen an. Der Vater war gestorben, ohne dass sie Abschied nehmen konnte. Was Barbara gleich auffällt, dass das geliebte Gemälde des Vaters nicht mehr an seiner Stelle hing. Die Mutter hatte es schon von der Wand entfernt. Es war ihr immer ein Dorn im Auge
Währenddessen hatte Paula den zerknüllten Zettel aus dem Papierkorb gefischt. Die Mutter hatte ihn entsorgt. Die Adresse eines Hotels in der Normandie war dort aufgeschrieben. Das machte für Barbara keinen Sinn. Und nur wenige Zeit später fährt sie mit ihrer Tochter Paula in die Normandie.
Der Roman spielt hauptsächlich in der Normandie. Es ist eine Familiengeschichte und spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Einerseits in den 40er Jahren des Zweiten Weltkriegs sowie über 50 Jahre später.
Die Autorin Mia Löw ist mir nicht unbekannt. Einige ihrer Romane habe ich schon gelesen. Und Bücher über Familiengeheimnisse, die u.a. bis in die Vergangenheit reichen, lese ich gern. Die Geschichte um die damalige Zeit als auch dem Jetzt hier im Buch hat mich zeitweise es nicht aus der Hand legen lassen. Was sich alles zu der damaligen Zeit unter der deutschen Beastzung abgespielt hat, wird hier auch wieder deutlich dargestellt.
Und ja, der Roman beinhaltet eine Liebesgeschichte. Eine Liebe, die damals nicht sein durfte.
Die Kapitel sind lesefreundlich und das Buch selbst in zwei Teile gegliedert.
1. Teil Barbara
2. Teil Frédérique
Auch das Rätsel um das Gemälde wird gelüftet. Die wechselnde Sicht auf die Zeit hält die Spannung aufrecht. Die Figuren sind authentisch gezeichnet. Die Beschreibungen der Normandie geben einem das Gefühl direkt vor Ort zu sein. In die Figuren konnte ich mich gut hineinversetzen. So war vieles nachvollziehbar.
Das Cover gefällt auf Anhieb. Auch die Gestaltung des Titels ist sehr ansprechend.

 Für alle, die Familiengeschichten/-geheimnisse  und ihre Geheimnisse mögen, auf jeden Fall die richtige Lektüre.

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Herausgeber ‏ : ‎ Knaur TB; 1. Edition (1. September 2021)
Taschenbuch ‏ : ‎ 448 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426526972
€ 10,99   / Gelesen 10/2021
Herzlichen Dank an den Verlag   für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info /Zitat  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag

#gegendasvergessen

Ein gut gehütetes Familiengeheimnis ...  und noch viel mehr

Mittwoch, 15. September 2021

Die Alster-Schule: Jahre des Widerstands ~ Julia Kröhn

 

Eine dunkle Zeit, in der die Hoffnung auf Freiheit schwindet. Ein Flugblatt Münchner Studenten, das zum Widerstand aufruft. Eine Lehrerin, die für das Gute kämpft.

Hamburg im Zweiten Weltkrieg: Das Heulen der Sirenen liegt über der Stadt, Hamburger Juden werden scharenweise deportiert und Abiturienten mِglichst schnell an die Front geschickt. Wo gerade noch anschaulicher, lebendiger Unterricht gehalten wurde, ist wieder Zucht und Ordnung eingekehrt. Die einstigen Bildungsideale scheinen verloren. Doch während  sich Emil und Anneliese dem NS-Regime andienen, bleibt Felicitas ihren Werten unverrückbar verbunden. Als sie ehemaligen Schülern wiederbegegnet, aus denen mittlerweile Studenten geworden sind, kommt ihr ein Flugblatt aus München in die Hände, das neue Hoffnung macht. Und eine radikale Entscheidung verlangt …

Julia Kröhn
Die Alster-Schule - Jahre des Widerstands
Die Lehrerin von Hamburg
Blanvalet Taschenbuch Verlag; Originalausgabe Edition (16. August 2021)
Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3734109652
€ 15,00 / Gelesen 09/2021

Weil wir an das Licht glauben …
Weil wir an den Geist glauben, …
Weil wir deswegen dem Bösen widerstehen.

Zitat S. 314

M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅

Der zweite Band "Die Alster-Schule - Jahre des Widerstands" beginnt mit einer kurzen Einführung, was bisher geschah.
"Als Dr. Felicitas Marquardt 1930 als junge Studienrätin für Latein und Geschichte an der Hamburger Alsterschule ihren Dienst antritt, befindet sich nicht nur die Welt im Umbruch - auch die Gestaltung des Unterrichts."
Zitat S. 5

Im November 1938 wird Levi Cohn verhaftet. Er war verraten worden. Sein langer Leidensweg beginnt. Ein Besuch in der Talmud-Tora-Schule bringt Felicitas in den Besitz seines Notizbüchleins. In diesem hatte er viele Seiten mit Zitaten beschrieben. Das Buch wird Felicitas wie einen Schatz hüten bis zum Endes des Romans.
Emil und Anneliese, zu deren geführter Ehe ich nichts weiter schreibe. Anneliese liebt ihre angenommene Tochter Elly über alles. Doch dann taucht eine Verwandte auf, die Elly mit in die Schweiz nimmt. Es ist zu ihrem Schutz, denn die Ausrottung der Juden hatte sich das herrschende Regime aufs Papier geschrieben. Der Krieg wird immer schlimmer und auch Hamburg erlebt fürchterliche Bombenangriffe.
Felicitas kämpft indessen weiter, muss sich aber im Schulunterricht an die Vorgaben halten. Durch Paul, ihrem ehemaligen Schüler, erfährt sie von dem Widerstand aus München. Manchmal sind es die kleinen Zufälle, die das Leben spielt. Anneliese lernt Paul kennen und erfährt so von den geheimen Treffen. Dass sie sich selbst und auch Emil in Gefahr bringt, ist ihr nicht bewusst.
Levi und Felicitas, Anneliese und Emil, ihre einzelnen Geschichten sind gut miteinander verwoben. Man muss die Letztgenannten nicht unbedingt mögen, sollte sich aber hinterfragen, wie hätte ich an ihrer Stelle gehandelt.
Die Geschichte in der Geschichte um die Weiße Rose, dem Widerstand, den Geschwistern Scholl, das sich in Hamburg ebenfalls ein Netzwerk aufbaute gegen das Regime, wird hier von der Autorin gut und ausführlich beschrieben. Auch die Charaktere Paul beeindruckt durch sein Auftreten.
Ich schrieb schon zu Beginn, dass auch Hamburg nicht von den Bombenangriffen der Alliierten verschont blieb. Die Geschehnisse hat Julia Kröhn anschaulich bildlich herausgearbeitet, dass es Gänsehaut verursachte.  Ende Juli werfen die Bomber Hunderttausende Spreng- und Brandsätze ab und innerhalb weniger Stunden sterben zig Zehntausende Menschen, verbrennen, werden zu Asche. Straßen, Häuser, Wohnblocks werden dem Erdboden gleich gemacht.
Es mag sein, dass hier im Roman das Leben fiktiver Menschen geschildert wird. Aber aus vielen Berichten kann man die Erlebnisse der Zeitzeugen nachlesen.
Ich selbst habe vor vielen Jahren für eine ältere Frau ihre Erlebnisse zu Papier gebracht. Sie war in Hamburg geboren, hatte dort den Krieg mit- und überlebt und war dann hier in die Gegend gezogen.
Mit ihrer Dilogie "Die Alster-Schule" hat die Autorin uns teilhaben lassen an Geschehnissen aus der dunkelsten Zeit Deutschlands.
Ich musste die ganze Geschichte erst einmal einige Tage sacken lassen, bevor ich meine Rezension schreiben konnte. Viele Menschen haben die braune Gefahr nicht erkannt oder wollten es einfach nicht.  Viele wurden glühende Anhänger des Regimes. Da ich über die damalige Zeit schon einige Romane gelesen habe, kann ich leider immer noch nicht sagen, wie ich mich entschieden hätte.
Man muss den ersten Teil nicht kennen, um "Jahre des Widerstands" zu lesen. Aber ich empfehle es.
Auch mit diesem Band ist es der Autorin gelungen, mich von Beginn an mit dieser Geschichte zu fesseln. Es ist erneut ein Blick in die Vergangenheit, ein Blick in die dunkelste Zeit der Geschichte Deutschlands. Eine Lesereise, die ich nicht missen möchte.
#gegendasvergessen
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Zitat am Ende
"Darin besteht die Liebe: dass sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden", stand auf der letzten Seite.
Zitat S. 26

Herzlichen Dank an den Verlag / Bloggerportal für das  Rezensionsexemplars
Rechte: Cover / Info/Zitate  - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung  Verlag


Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte – teils unter Pseudonym – bereits zahlreiche Romane. Nach ihrem großen Erfolg, »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller, und ihrem hochgelobten Riviera-Zweiteiler folgt nun die nächste opulente Saga vor schillernder Kulisse. Darin lässt die Tochter zweier Lehrer, die selbst auch Lehramt studiert hat, viele ihrer eigenen Schulerfahrungen mit einfließen.


Ein beeindruckender Roman, der lange nachhallt...
Eine sehr beeindruckende Zeitreise …