Menschen ohne Bücher sind wie Häuser ohne Fenster
London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten - und eine kleine Bibliothek.
Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kinder Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt - denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen.
Der Roman basiert auf der wahren Geschichte einer Londoner U-Bahn-Bibliothek im Zweiten Weltkrieg: Eine Hommage an Bücher, Bibliotheken und die Kraft der Hoffnung.
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Kate Thompson -- Die Bibliothek der Hoffnung
Knaur TB; 1. Edition (1. März 2023)
Sprache: Deutsch -- Broschiert : 480 Seiten
ISBN-13: 978-3426529867
Originaltitel : The Little Wartime Library - Übersetzt von: Anja Schünemann
€ 16,99 / Gelesen 03/2023
M̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅ ̲̲̅̅L̲̲̅̅e̲̲̅̅s̲̲̅̅e̲̲̅̅e̲̲̅̅i̲̲̅̅n̲̲̅̅d̲̲̅̅r̲̲̅̅u̲̲̅̅c̲̲̅̅k̲̲̅̅]
Die Autorin Kate Thompson führt uns mit ihrem Roman "Die Bibliothek der Hoffnung" in die Zeit Ende zum Zweiten Weltkrieg.
Handlungsort ist London, Dreh- und Angelpunkt die U-Bahn-Station Bethnal Green. Diese hatte sich im Bau befunden, als der Krieg ausbrach und wurde daher stillgelegt. In dieser Station war eine Gemeinschaft entstanden. Die Leuten suchten Schutz vor den Bomben. Hier gab es nicht nur Unterhaltung, eine Sanitätsstation, Übernachtungsmöglichkeit, sondern auch eine kleine Bücherei. Clara Button führte diese zusammen mit ihrer Freundin Ruby. Es war die einzige Bücherei Großbritanniens, die in einer U-Bahn-Station betrieben wurde. Bis ins Ministerium war dies bekannt.
Zitat S. 32
"Büchereien sind die Motoren unserer Bildung und unsere Zuflucht vor der harten Wirklichkeit. Nie zuvor spielten sie eine so entscheidende, so prägende Rolle in unserem Leben. …"
Die beiden Frauen hatten sogar einen Bücherbus ins Leben gerufen, um die arbeitenden Frauen in Fabriken zu erreichen.
Unten im Shelter begegnet Clara der achtjährigen Marie als auch ihrer älteren Schwester. Bald darauf erfährt sie, dass die Mutter immer arbeiten würden. Marie vertraut ihr an, dass sie den Vater vermissen. Sie waren von Jersey hierher nach London gekommen, auf der Flucht vor den Deutschen.
Aber auch Clara war vom Krieg nicht verschont geblieben. Schon früh war sie Kriegswitwe geworden.
Ihre Freundin Ruby, nach außen hin immer einen flotten Spruch auf der Lippe, trug ebenfalls tiefen Schmerz in sich. Diese Erinnerungen an jenen Mittwochabend, als sie ihre Schwester Bella verlor, verfolgten sie. Ihre Schwester war bei der Massenpanik auf der Treppe zur U-Bahn zu Tode gequetscht worden. Und Ruby fühlte sich dafür schuldig.
Diese historische Geschichte um die Bibliothek der Hoffnung beruht auf der Basis der Bethnal Green Library. In ihrem sehr ausführlichem Nachwort kann der Leser ausführlich über den Werdegang bis hin zum Betrieb der Bücherei in der U-Bahn-Station nachlesen. Dazu hat sie auch mit Überlebenden gesprochen, die dort einige Zeit/Jahre verbracht hatten.
"Es ist nie zu spät darüber zu sprechen."
Mich reizte die Geschichte zu lesen, denn wem war dies bekannt. Die Autorin beschreibt das Leben der Menschen dort unten. Vielen Einzelpersonen gibt sie ihren Raum, ihre Geschichte. Hinzu kommt das Leben oberhalb. Ruby mit ihrem trinksüchtigen Stiefvater, der ihre Mutter grün und blau schlägt. Dem GI Eddie, der Ruby liebt. Clara, die eines Abends von Billy Clark vor einem Angreifer beschützt wird.
Clara und Ruby, sie sind zwar sehr unterschiedlich in ihrem Charakter, und dennoch ergänzen sie sich wunderbar. Sie sind ware Freundinnen fürs Leben, egal was da kommt.
Die beiden Jersey-Mädchen, deren Geschichte berüht und die Hoffnung von allen, dass endlich der Krieg beendet wird und eine bessere Zukunft. All die Grausamkeiten des Krieges ...
Zitat S. 131
"Büchereien sind ... ." "Sinnliche Orte."
"Die Bibliothek der Hoffnung" zu lesen, war eine aufregende als auch faszinierende Lesereise. Allein das Nachwort zeigt auf, wie gründlich die Autorin recherchiert hat. Die Geschichte der zwei Frauen, deren Bedürfnis es wahr, Hoffnung zu geben durch die Bücher, durch ein offenes Ohr, einen guten Rat, all das gibt dem Roman so viel Tiefe. Die Fotos ergänzen die Infos.
Für mich ein weiteres Lesehighlight in diesem Jahr.
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
Rechte: Cover / Info -Zitate - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Verlag
❀•.Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Vita Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ.•❀
Kate Thompson, 1974 in London geboren, ist Journalistin und schreibt für Zeitungen wie Daily Express und Daily Mail sowie für Frauenmagazine. Mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihrem Hund Ted lebt sie heute in Sunbury.
Gute Bücher erfüllen unsere Seele.
Eine einzigartige Geschichte, nachdenklich berührend, eben besonders.
Ein vielschichtiger historischer Roman, der Geschichte lebendig macht.