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In den Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit. (Thomas Carlyle)

Freitag, 20. Dezember 2024

Jeder hat einen (Wunsch)Traum

 


Aus Archiv April 2015 wordpress blog

Ich hatte das Bedürfnis, einige meiner Träume wieder zu erwecken.
Unser Geist denkt nicht in Worten, er denkt in Bildern. Je länger ich alles hernieder schrieb, umso intensiver nahm alles um mich herum Gestalt an, wurde lebendig. Jeder einzelne Abschnitt verwandelte sich in ein Bilderbuch und fügte sich zu einem Film zusammen; unmögliche Träume gab es nicht
Schon als Kinder haben wir uns in das Land der Träume begeben. Ich meine damit nicht die Träume, während wir schlafen. Es beginnt meistens damit, dass wir vielleicht Dornröschen sein wollen oder ein großer Rennfahrer. Je nach der aktuellen Lage und was für Favoriten in den Medien hervorgehoben wurden. Wir hatten einen Wunschtraum.
Und seit ich mich erinnern kann, mein (Wunsch)Traum war auf Bücher ausgerichtet.
In der siebten Klasse bekamen wir als Aufsatzthema darüber zu schreiben, was wir später werden wollten.
An diesem Tag setzte ich mich in eine Ecke, ich wollte nicht gestört werden und schrieb einen seitenlangen Aufsatz. Ich handelte das Thema ab, warum ich gern studieren wollte, warum Bücher uns so ein herrliches Wissen vermitteln konnten. Sollte es nicht zu einem Studium reichen, kam nur eine Ausbildung zur Buchhändlerin in Frage.
Heutzutage entschieden die Arbeitsmarktsituation sowie die Schulausbildung, ob man sein berufliches Ziel, seinen (Wunsch)Traum verwirklichen kann. Zu der damaligen Zeit hatten intelligente Frauen/Mädchen einen schweren Stand sich in der Männerwelt zu behaupten und Fuß zu fassen.
Obwohl es in diesem 21. Jahrhundert sich noch nicht entspannt hat.
Mein älterer Bruder und ich gingen zusammen auf die Realschule. Mir fiel das Lernen leichter als ihm, zuhause aber war er immer der Kluge, der dem alle Wege bereitet wurden.
Er war derjenige, der mit mittlerer Reife von der Schule abging. Nach dem Verlust meines Vaters ließ ich mich immer mehr hängen, nichts war wichtig. „Du hast Flausen im Kopf!“, hieß es von meiner Mutter. Und meine Oma väterlicherseits, teilte noch mehr aus. Für sie war es klar, Mädchen gehören an den Herd, verheiratet, Kinder groß ziehen.
Nach einer Ehrenrunde an der Realschule nahm mich meine Mutter aus der Schule und schickte mich zurück auf die Hauptschule. Sämtliche schulischen Probleme waren jetzt wie weggeblasen, zumal ich wieder mit Christine in einer Klasse war.
Manches mal denke ich, dass meine Mutter mich auch nur schützen wollte. Sie musste ihr Leben mit uns Kindern jetzt allein stemmen. Es dauerte eine ganze Zeit nach dem Verlust ihres Mannes, ehe sie auf die Füße kam. Und hinzu kamen auch noch die finanziellen Sorgen.
Dank an ihre Mutter, dass sie sie in der damaligen Kriegszeit eine Ausbildung hat machen lassen.
So hatte es oft den Anschein, als ob von je her die mütterliche Seite revolutionäres Blut in sich hatte und an alle weiteren weiblichen Familienmitglieder weiter gegeben wurde.

Ich begrub meinen (Wunsch)Traum zu studieren.
Im nachhinein, wären die ganzen damaligen Umstände besser gewesen, hatte alles seine Vor- und Nachteile. Oft habe ich mich gefragt, was wäre gewesen, wenn mein Vater nicht so früh verstorben wäre.
Doch ich hatte angefangen zu akzeptieren und nicht einmal mehr mit Christine darüber zu sprechen.
Eine Ausbildung für das Mädchen, die ja eh bald heiraten sollte und Kinder groß zieht, so war der damalige Tenor, ist nur hinaus geschmissenes Geld.
Es war nichts Selbstverständliches.
Schnell hatte ich begriffen, worum es ging, aber mit der Entscheidung, die getroffen werden musste, war ich nicht glücklich. Was hätte ich darum gegeben, in die Haut einer Filmdiva zu schlüpfen oder eine berühmte Sängerin zu werden. Die Welt zu bereisen, Neues erkunden!
Hätte ich nur damals mehr Durchsetzungsvermögen, mehr Selbstbewusstsein gehabt, um meinem Herzen zu folgen, meinen (Wunsch)Traum nicht aufzugeben!
Ich verlor schon sehr jung meinen Vater. Die damalige Zeit presste meinen Bruder in die zukünftige Rolle des Beschützers der Familie, das neue Familienoberhaupt. Eine Kommunikation zwischen Mutter und Tochter auf- und auszubauen, das war schon sehr schwierig.
Heute kann ich nur dazu sagen, dass je älter ich wurde, ich etliches mit dem von meiner Mutter vergleichen konnte. Meine Mutter hatte sich immer zurückhaltend mir gegenüber verhalten. Aber die Vaterliebe die spürte ich, meinte ich jedenfalls, er beschützte mich und sorgte sich. Nein, meine Mutter war nicht meine beste Freundin oder Vertraute.
Das war Christine.
Von Anfang an unserer Schulzeit, von der ersten Klasse bis hin zur Berufsschule und darüber hinaus, war sie meine beste Freundin, meine Vertraute, meine Geheimnisträgerin.
Sie war der stützende Pfeiler für mich in der schweren Zeit, als ich meinen Vater verlor; mitten in der Pubertät.
Nicht, dass ich jetzt hier ein schlechtes Bild von meiner Mutter aufbaue. Es war auf keinen Fall Mutterhass oder Schuldgefühle.
Die Zeiten waren anders als heute. Und meinen beiden Mädchen habe ich immer versucht, eine Freundin zu sein. Gelingt nicht immer, aber doch ganz gut.
Meine Mutter und ich hatten und haben auch teils heute noch ein angespanntes Verhältnis, aber die Beziehung zu ihr hat sich doch aufgrund der enormen Entfernung normalisiert auf ein „fast“ freundschaftliches Verhältnis.
Christine war für mich die Schwester, die ich niemals hatte. Ich erinnerte mich, wie verzweifelt ich jeden Abend Zuckerstücke auf die Fensterbank stellte; in der Hoffnung, der Klapperstorch würde mir endlich das ersehnte Geschwisterchen bringen.
Christine war ein Nachkömmling. Die älteren ihrer Geschwister waren teilweise aus der Schule entlassen und gingen in die Lehre. Ihre Eltern waren Heimatvertriebene und doppelt so alt wie meine.
Als ich Christine das erste Mal bei der Einschulung begegnete, ahnte ich noch nicht, dass sich mein Leben später mit ihr veränderte. Sie war etwas Besonderes. Eine solche Zufriedenheit lag in ihrem kindlichen Gesicht, ihre Augen schauten mich an mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Ihr schwarzes schulterlanges Haar war unzähmbare Korkenzieherlocken, das brachte ihren dunklen Teint zur Geltung.

Dies war der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft, die erst vor etlichen Jahren von Christine im Leben ihr Ende fand.